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SoSe 16: Feste, Feiern und Partys im 20. Jahrhundert

Norma Ladewig

Kommentar

Die Süddeutsche Zeitung hat endlich die zuvor nur "Eingeweihten" bekannten "Eternal Rules of Nightclubbing" offenbart, die "ewigen Regeln, die man niemals brechen darf" – so die reißerische Ankündigung einer Videoreihe vom Februar 2016. Im hier angebotenen Kurs werden wir diese überzeitliche Einsicht ignorieren und uns im Sommersemester der Historizität des Feierns widmen. Anhand von Fallbeispielen und konkreten Quellen soll grundsätzlichen Fragen nachgegangen werden: Wer feierte? Welche Anlässe gab es für Feste, Feiern oder Partys? Inwiefern bildete sich eine kommerzielle oder städtische Infrastruktur des Vergnügens? Inwiefern hatten technische Innovationen Einfluss auf das Feiern? Welchen (bspw. staatlichen) Restriktionen oder Reglementierungen waren Feiernde unterworfen? Welcher Sinn oder auch Unsinn wurde im Feiern gesehen? Dabei sollen im Laufe des Seminars Verschiebungen, Brüche und Kontinuitäten beobachtet werden. Außerdem ergeben sich aus dieser sehr spezifischen Perspektive Einblicke in den gesellschaftlichen und alltagskulturellen Kontext der jeweiligen Zeit.
Ihren Ausgang soll diese historische tour de fête in Berlin nehmen, wo im späten 19. Jahrhundert im Zuge der Urbanisierung eine neuartige Vergnügungskultur entstand. In Absprache mit den Kursteilnehmern sollen weitere "Tiefenbohrungen" vereinbart werden, die das städtische Vergnügen in der Weimarer Republik weiterverfolgen und dann über die Massenfesten des Nationalsozialismus, den Rock 'n' Roll der 1950er Jahre, das "Disco-Fieber", Künstlerfeste in der DDR bis hin zur Technoszene der 1990er Jahre in Berlin reichen können. Schon bestehende Thesen zu großen Entwicklungslinien - wie beispielsweise Kommerzialisierung, Demokratisierung, Professionalisierung, Versportlichung - sollen diskutiert bzw. eigene Thesen sollen entwickelt werden.
Von den Teilnehmenden wird eine hohe Bereitschaft zur Lektüre (einschl. englischer Texte) sowie zu selbstständigen Recherchen und zur intensiven Vor- und Nachbereitung der Sitzungen - und damit zu einem eigenverantwortlichen Beitrag zum Gelingen des Kurses - erwartet. Schließen

Literaturhinweise

Tobias Becker, Anna Littmann, Johanna Niedbalski (Hg.), Die tausend Freuden der Metropole. Vergnügungskultur um 1900, Bielefeld 2011; Kaspar Maase, Grenzenloses Vergnügen. Der Aufstieg der Massenkultur 1850-1970, Frankfurt 1997; Daniel Morat u.a. (Hg.), Weltstadtvergnügen. Berlin 1880-1930, Göttingen 2016; Bodo Mrozek, Alexa Geisthövel u. Jürgen Danyel (Hg.), Popgeschichte. Band 2: Zeithistorische Fallstudien 1958-1988; Bodo Mrozek, Verhaltenslehren des Vergnügens. Zur Zeitgeschichte der Party, in: Zeitschrift für Ideengeschichte IX. 2015, H. 4, S. 20-30. Schließen

14 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Di, 10:00 - 12:00 14 Termine

Di, 19.04.2016 10:00 - 12:00

Dozenten:
Norma Ladewig