‚Dramaturgie’ bezeichnet so verschiedene Dinge wie den formalen Aufbau eines Stücks, seine konzeptuelle Prägung, die Funktion einer künstlerischen Mitarbeiterin bei seiner Herstellung sowie jene Abteilung eines Theaterhauses, die sich um die Gestaltung des Programms und die Begleitung der Produktionen kümmert. Jenseits des dominanten Bilds vom ‚festen’ Dramaturgen im textzentrierten Stadttheater erfordern zeitgenössischer Tanz und Performance-Theater neue Formen der Dramaturgie. Sie reagieren auf ein verändertes Verhältnis von Theorie und Praxis des Theaters, auf seine postdramatische Verfassung, auf die Produktionsbedingungen der internationalen, so genannten ‚freien’ Szene und die dort herrschenden künstlerischen, wissenschaftlichen und kuratorischen Anforderungen an die Dramaturgin. Tiefgreifende Veränderungen im Kunstbegriff (des Theaters) haben zu einer radikalen Infragestellung des konventionellen Dramaturgie-Begriffs und der damit verbundenen Tätigkeiten geführt. Zeitgenössische Dramaturgie ist durch die Entgrenzung der Künste, Vermischung der Formate, durch experimentelles Vorgehen jenseits übertragbarer Methoden und die prinzipielle Gleichwertigkeit aller Medien und Materialien in der Kunsterfahrung gekennzeichnet. Im Zuge der Entwicklung der klassischen Dramaturgie (im Singular) zu den ‚New Dramaturgies’ (im Plural) hat sie sich von ihrer dienenden Funktion in der Realisation von Theaterproduktionen emanzipiert und eigene künstlerische Setzungen hervorgebracht. Anhand von aktuellen Texten über Dramaturgie, von Dramaturginnen, an konkreten Beispielen ihrer Arbeit in und jenseits von Tanz- und Theaterproduktionen, in der Diskussion verschiedener theatraler Elemente und ihrer dramaturgischen Eigengesetzlichkeiten sowie anhand von eigenständigen künstlerischen Setzungen bestimmter Dramaturginnen sollen die Möglichkeiten zeitgenössischer Dramaturgie ausgelotet werden. Auf dieser Grundlage soll schließlich ein eigenes Konzept für eine Produktionsdramaturgie entworfen werden. Schließen