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SoSe 16: Metamorphose: ein Konzept zwischen Biologie und Literatur

Barbara Ventarola

Kommentar

Die Metamorphose ist ein Kunstgriff der Natur, in dem sich Strukturalität und Prozessualität verbinden. In der onto- und phylogenetischen Entwicklung konstitutieren sich Ordnungen und Entitäten, indem sie sich ständig verwandeln. Die Existenz, der Reiz und das Rätsel solcher Metamorphosen wurden im naturwissenschaftlichen und philosophischen Diskurs schon sehr früh durchdacht. Bereits die Vorsokratiker Heraklit und Empedokles zeigten sich fasziniert von der Wandelbarkeit der Natur. Berühmt ist Heraklits Formel „Panta rhei“, die Empedokles zu einer ersten ‚Evolutionstheorie‘ ausbaut. Seit Gottfried Wilhelm Leibniz setzt sich ein evolutionistisches Denken mehr und mehr durch, bis es durch Charles Darwin zum neuen Paradigma der Biologie erhoben wird. Auch im literarischen Diskurs spielen Metamorphosen eine wichtige Rolle. Mit seinen Metamorphosen legt Ovid – ebenfalls bereits in der Antike – die Grundlagen für die literarische Darstellung von Verwandlungsprozessen und schafft so ein Modell, auf das sich Autor/innen und Künstlerinnen bis in die heutige Zeit hinein immer wieder beziehen. Die Metamorphose wird dabei auf doppelte Weise genutzt. Zum einen erlaubt sie es, literarische Formexperimente anzustellen und die Möglichkeiten der Darstellung von Übergängen und Dynamiken auszuloten. Zum anderen dient sie als Paradigma, um tiefergehende Reflexionen zu Identität und Veränderung, zur Personalität, zum Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Pflanze, zur Macht des Menschen in der Welt sowie zu Zeitlichkeit und Wirklichkeit allgemein in Szene zu setzen. Im Seminar wollen wir verschiedene Texte aus Biologie, Philosophie und Literatur lesen und untersuchen, wie Metamorphosen jeweils konzipiert und modelliert werden und wie sich die Diskurse wechselseitig befruchtet haben. Welche Analogien, Differenzen und Wanderbewegungen zwischen den Diskursen lassen sich feststellen? Wie genau werden die erwähnten Potentiale der Metamorphose jeweils genutzt? Welche Einsichten lassen sich hieraus für die Frage nach dem Kontextbezug von wissenschaftlichen und literarischen Texten sowie nach den Metamorphosen der Diskurse selbst gewinnen? Im Zentrum sollen die folgenden Autor/innen und Texte stehen: Heraklit und Empedokles: Fragmente; Ovid: Metamorphosen, Apuleius: Der goldene Esel, Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie und Nouveaux essais sur l’entendement humain (Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand), Johann Gottfried Herder: Abhandlung über den Ursprung der Sprache, Johann Wolfgang Goethe: Die Wahlverwandtschaften, Mary Shelley: Frankenstein, Charles Darwin: On the Origin of Species, Oscar Wilde: The Picture of Dorian Grey, Henri Bergson: L’évolution créatrice (Schöpferische Entwicklung); Franz Kafka: Die Verwandlung, Marcel Proust: Le temps retrouvé (Die wiedergefundene Zeit), Virginia Woolf: Orlando, Julio Cortázar: Axolotl, Martin Suter: Die dunkle Seite des Mondes. Schließen

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Mi, 13.07.2016 14:00 - 16:00

Mi, 20.07.2016 14:00 - 16:00

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