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Proseminar
SoSe 16: Strategien des Nebensächlichen in Werkprozess und Ästhetik
Iris Brahms
Hinweise für Studierende
im Kupferstichkabinett am 26.5., 2.6., 9.6., 30.6., 7.7.
Kommentar
Mit Cennino Cenninis metaphorischer Zuweisung des Zeichnens als „Schwelle zur Malerei“ ist ein wesentlicher Aspekt gegeben, zu welchem Zweck um 1400 gezeichnet wurde. Über die Anfertigung eines Tafelbildes hinaus dient das Zeichnen bis heute der Anreicherung von Motiven als Speicher von Möglichkeiten sowie als Fingerübung für eine routinierte Handführung. Albrecht Dürer bezeichnet letztere Prämisse mit Erlangung einer „freien Hand“. Solche versierten Ratgeber schätzen hierfür keinen Gegenstand zu gering ein und so wird ein empirischer Blick auf die Dinge jenseits von regulierenden Konventionen für ambitionierte Zeichner ausschlaggebend. Häufig finden sie Motive aus ihrer direkten Umgebung oder ihrem unmittelbaren Erfahrungshorizont etwa auf Reisen, wenn sie Personen porträtieren, Landschaftsstudien anfertigen oder gar Teile ihres eigenen Körpers studieren. Ziel des Seminars ist, die materiellen wie ideellen Parameter zu benennen, die dem ersten Strich zugrunde liegen. Dabei soll das Material eine erste Rolle spielen, entsteht die unergründliche Weite des Papiers aus einer von Flexibilität und Mobilität bestimmten Wahrnehmung des Körperlosen, die mit geeigneten Zeicheninstrumenten zur Imagination von Körperhaftem umgewandelt wird. Aus der umsichtigen Übereinstimmung von Stift, Pinsel und Feder auf dem in Textur und Farbe spezifischen Trägermaterial geht eine Ästhetik offener Strukturen hervor, die Aushandlungsprozesse nachvollziehbar werden lässt und mitunter auf die Anfertigung einer Malerei oder Goldschmiedearbeit verweist. Anhand von ausgewählten Zeichnungsgruppen soll vor dem Hintergrund aktueller Methoden der Zeichentheorie beleuchtet werden, in welcher Vielfältigkeit die Zeichnung als Voraussetzung bildkünstlerischen Schaffens schlechthin zu verstehen ist, indem sie eine über sich hinausweisende Welt erschafft wie ordnet. Hierzu werden Fallstudien beiderseits der Alpen bis ins 17. Jahrhundert hinein diskutiert; fünf Sitzungen finden vor Originalen im Kupferstichkabinett statt. Schließen
Literaturhinweise
Einführende Literatur: AK London 2013, The Young Dürer. Drawing the Figure, The Courtauld Institute London, hrsg. von Stephanie Buck und Stephanie Porras, London 2013; Georges Didi-Huberman, Die Frage des Details, die Frage des pan, in: Was aus dem Bild fällt. Figuren des Details in Kunst und Literatur, hrsg. von Edith Futscher et al., München 2007, S. 43-86; Klaus Krüger, Mimesis und Fragmentation. Körper-Bilder im Cinquecento, in: Die Methodik der Bildinterpretation, Göttingen 2002, S. 157-202; Wolf-Dietrich Löhr, Dantes Täfelchen, Cenninis Zeichenkiste. Ritratto, disegno und fantasia als Instrumente der Bilderzeugung im Trecento, in: Das Mittelalter, 13 (1), 2008, S. 152-183; Peter Parshall, Stacey Sell, Judith Brodie, The unfinished Print, National Gallery of Art, Washington, DC 2001; David Rosand: Drawing Acts. Studies in Graphic Expression and Representation, Cambridge (UK) 2002. Schließen
13 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 21.04.2016 10:00 - 12:00
Do, 28.04.2016 10:00 - 12:00
Do, 12.05.2016 10:00 - 12:00
Do, 19.05.2016 10:00 - 12:00
Do, 26.05.2016 10:00 - 12:00
Do, 02.06.2016 10:00 - 12:00
Do, 09.06.2016 10:00 - 12:00
Do, 16.06.2016 10:00 - 12:00
Do, 23.06.2016 10:00 - 12:00
Do, 30.06.2016 10:00 - 12:00
Do, 07.07.2016 10:00 - 12:00
Do, 14.07.2016 10:00 - 12:00
Do, 21.07.2016 10:00 - 12:00