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SoSe 16: Mehr als nur ein Text?! Intermedialität in der japanischen Literatur

Oliver Hartmann

Kommentar

Dass künstlerische Werke auf einander Bezug nehmen, sich gegenseitig zitieren oder mit ihren eigenen medienspezifischen Mitteln versuchen zu imitieren, ist keine neue Erkenntnis, sondern generell ein Wesensmerkmal von Kunst. Dass künstlerische Werke allerdings immer sichtbarer und in hohem Maße auf einander rekurrieren, ist ein Phänomen einer zunehmend globalen Kunst- und Kulturlandschaft. Als Reaktion hierauf hat sich in den letzten 30 Jahren eine richtungsweisende Debatte innerhalb der westlich-sprachigen Literaturforschung entwickelt, die nunmehr Phänomene und Verfahren in den Blick nimmt, die sich zwischen verschiedenen Medien abspielen. Unter dem Oberbegriff der ‚Intermedialität’ rücken verstärkt Fragen der Medialität, Materialität sowie der Leistungsfähigkeit von künstlerischen Medien in den Mittelpunkt der Diskussion. In Bezug auf Literatur untersucht man zum Beispiel Phänomene wie eine ‚filmische Schreibweise’ oder eine ‚Musikalisierung von Literatur’. Im Verlauf dieses Proseminars wird nicht nur die Debatte über Intermedialität in ihren verschiedenen Facetten diskutiert, sondern sie wird auch als praktische Analysekategorie für die Erschließung und Interpretation von Texten der modernen und zeitgenössischen Literatur Japans vorgestellt. Im Vordergrund steht die Lektüre von Texten von u.a. Higuchi Ichiyō, Tanizaki Jun’ichirō, Mishima Yukio, Shimada Masahiko, Kanai Mieko, Horie Toshiyuki, Mura-kami Ryū, Yoshida Shūichi und Murakami Haruki. Die Texte dieser japanischen Autorinnen und Autoren nehmen in unterschiedlicher Art und Weise Bezug auf andere Medien, wie etwa Film, Fotografie, Manga, Musik, Malerei und Theater, und eigenen sich besonders für die Betrachtung intermedialer Phänomene. Mittels close reading und intermedialen Analysen werden diese Wechselbeziehungen zwischen einem bestimmten Text und einem anderen Medium in den einzelnen Sitzungen genauer untersucht. Dabei wird sich zeigen, dass solche Bezüge auf andere Medien einem Text zusätzliche Bedeutungsebenen einschreiben und einen ästhetischen Mehrwert generieren können. Erzählen findet in diesen Texten nicht länger nur über bloße Worte statt, sondern auch über Bilder, Melodien oder andere künstlerische Zitate und Fragmente, die in der Vorstellung des Lesers aufgerufen werden und dessen Wahrnehmung bereichern. Schließen

Literaturhinweise

Benthien, Claudia; Weingart, Brigitte (Hg.) (2014): Handbuch Literatur & Visuelle Kultur. Berlin u.a.: De Gruyter; LaMarre, Thomas (2005): Shadows on the screen. Tanizaki Jun'ichirō on cinema and ... Lesen Sie weiter

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