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SoSe 16: Literatur und Narzissmus / Narzissmus in der Literatur

Bernadette Grubner

Kommentar

Vom selfie stick zur Literatur der „New Sincerity“ – die Spleens und Texte der Gegenwart sowie die sie hervorbringenden Subjekte werden gerne mit dem Etikett „Narzissmus“ versehen. Zurecht lässt sich kritisieren, dass der Begriff so nicht nur an Trennschärfe, sondern auch an analytischer Tiefendimension verliert. Statt seine undifferenzierte Verwendung fortzuführen, soll im Seminar ein Streifzug durch die Begriffsgeschichte im Spiegel der Literatur unternommen werden. Ausgehend von der Formulierung des Mythos in Ovids Metamorphosen werden wir die Spur, die der Jüngling Narziss in der deutschen Literaturgeschichte hinterlassen hat, anhand ausgewählter Momentaufnahmen verfolgen. Dabei werden wir uns besonders mit denjenigen Ausdeutungen des Mythos befassen, die ihn in den Horizont von Fragen der Subjektkonstitution und der Problematik des modernen Künstlers stellen. Diese bereits um 1800 formulierten Reflexionen erhalten gut 100 Jahre später durch Sigmund Freuds erste theoretische Grundlegung eines psychoanalytischen Narzissmusverständnisses weiteren Auftrieb (vgl. Zur Einführung des Narzißmus, 1914). Die Literatur des 20. Jahrhunderts wird uns daher nicht allein in Hinblick auf die Verarbeitung des Mythos, sondern auch bezüglich ihrer expliziten oder impliziten Auseinandersetzung mit psychoanalytischer/n Narzissmustheorie/n beschäftigen. Abschließend werden wir Übertragungen des Narzissmusbegriffs auf die Kulturtheorie beleuchten und überlegen, ob und wann man von einer „narzisstischen Kultur“ sinnvoll sprechen kann. Zur Einführung empfohlen: Almut-Barbara Renger: „Vorwort: Narcissus – ‚Selbsterkenntnis‘ und ‚Liebe als Passion‘. Gedankengänge zu einem Mythos“, in: Dies. (Hrsg.): Narcissus. Ein Mythos von der Antike bis zum Cyberspace, Stuttgart/Weimar: Metzler 2002, S. 1-11. Schließen

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Di, 19.04.2016 10:00 - 12:00

Dozenten:
Bernadette Grubner