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SoSe 16: Judson Church: Zur Entgrenzung der Künste seit den 1960ern

Kirsten Maar

Kommentar

In der Entgrenzung zu anderen Künsten bilden sich in den 1960er Jahren neue Genres, wie Performance, Happening, Installation, Environment oder site-specific work heraus. Parallel zu den Entwicklungen der Minimal und der aufkommenden Conceptual Art sowie in Korrespondenz zu Verfahren der Zufallsverfahren John Cages in der Musik spielt dabei vor allem auch der Tanz eine zentrale Rolle: Zwischen 1962 und 1964 und darüber hinaus treffen sich in der New Yorker Judson Church Choreographinnen und Künstlerinnen, die die Entwicklungen des Post Modern Dance in den folgenden Jahren und bis heute maßgeblich bestimmen. Aus den Übertragungen von und dem Zusammenspiel mit anderen Kunstformen, sowie dem Interesse für die Entgrenzungen von Kunst und Alltag entwickeln sie neue choreographische Verfahren, wie z.B. den Umgang mit scores und tasks. Mit der Veränderung des Produktionsbegriffes in den Künsten entstehen kollektive Arbeitsweisen, alternative Präsentationsformate, gleichzeitig entwickelt sich eine kritische Medienreflektion, wie sie insbesondere in den 9 evenings (1966) sichtbar wird, und zunehmend eine Politik des Choreographischen, die sich nicht allein in thematischen Bezugnahmen, sondern in den Arbeitsweisen an sich zeigt. Das Seminar widmet sich den veränderten Produktionsverfahren im Tanz dieser Jahre und untersucht diese sowohl anhand einzelner Beispiele, wobei gerade auch die unbekannten früheren Arbeiten im Fokus stehen sollen, wie auch in seinen ästhetik-theoretischen Bezügen. Thematisch bedingt widmet sich das Seminar auch historiographischen Fragestellungen: was bedeutet es, wenn wir uns den Arbeiten nur noch über scores, Photographien, Notizen, Briefe u. ä. Material annähern können? Welche Bedeutung hat dieses Material, wie lässt sich damit arbeiten? Aus zeitgenössischer Perspektive wiederum soll nach den Strategien der Aneignung gefragt werden – inwiefern sich eine jüngere Generation von Choreographinnen auf die Judson Church bezieht – welche Verfahren, Techniken, Arbeitsweisen für sie aktuell relevant erscheinen, welche Verschiebungen sich ergeben. Schließen