13012

SoSe 16: Brot und Spiele

Matthäus Heil

Kommentar

„… Einst verlieh es (das römische Volk) Befehlsgewalt, Rutenbündel, Legionen, alles sonst, jetzt hält es sich zurück und wünscht ängstlich nur zwei Dinge, Brot und Spiele.“ So klagte der römische Satiriker Juvenal in der hohen Kaiserzeit (sat. 10, 79 ff.). In der Tat hatte sich seit dem Ende der Republik viel verändert: Der Kaiser sorgte dafür, dass in Rom billiges Getreide (d.h. Grundnahrungsmittel) angeboten wurden, und ein Teil der Leute bekam es weit unter dem Makrpreis. Ferner finanzierten der Kaiser und ehrgeiziger Politiker die Veranstaltung grandioser Shows: Es gab Wagenrennen im Circus, Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen, verschiedene Arten von Theateraufführungen und noch etliches weitere. Formal gehörte fast all dies zu religiösen Festen, doch trat der kultische Aspekt immer mehr in den Hintergrund. Kaum je zuvor in der Geschichte und nur selten danach wurde dem Volk so viel an Unterhaltung geboten – und dies nicht nur in Rom selbst, sondern in allen Städten des Imperiums, den großen wie den kleinen. Die Kehrseite war allerdings, dass im öffentlichen Leben nur reüssierte, wer genügend Vermögen besaß, um dem Volk solche Wohltaten spendieren zu können. So hatten die kleinen Leute ihre Unterhaltung, aber eine eigene politische Rolle spielten sie längst nicht mehr. Im Seminar soll dieses auffällige Phänomen genauer untersucht werden: die überaus aufwendigen Spiele selbst, ihre Organisation, die eigens für sie geschaffenen Großbauten, die Fan-Clubs sowie auch die Funktion der Spiele im politischen und sozialen Gefüge der Kaiserzeit. Schließen

Literaturhinweise

P. Veyne: Brot und Spiele. Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike, 1988 (zuerst franz. 1976); K. Lomas / T, Cornell: 'Bread and circuses', Euergetism and municipal patronage in Roman Italy, 2003; W. Letzner: Der römische Circus. Massenunterhaltung im Römischen Reich, 2009; M. Junkelmann: Gladiatoren. Das Spiel mit dem Tod, 2008; J. H. Humphrey: Roman circuses. Arenas for chariot racing, 1986; A. Cameron, Circus factions. Blues and Greens at Rome and Byzantium, 1976; A. Puk: Das römische Spielewesen in der Spätantike, 2014; A. J. B. Sirks: Food for Rome. The legal structure of the transportation and processing of supplies for the imperial distributions in Rome and Constantinople, 1991. Schließen