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Proseminar
SoSe 16: Dramaturgie im Stillstand
Adam Czirak
Kommentar
Nicht das Wort, nicht die Aktion, vielmehr soll die ‚Geste’ zum eigentlichen Gegenstand des Theaters werden – argumentiert Walter Benjamin in seinem Essay über Bertolt Brechts episches Theater. Mit der Brecht’schen Geste komme es zu einer Unterbrechung der Bühnenhandlung, zur „Stauung im realen Lebensfluß“ und damit zu einer für Benjamin so zentralen ‚Dialektik im Stillstand‘, die im Augenblick des Anhaltens eine spannungsvolle Beziehung von Handlung und Reflexion, Zeichen und Bezeichnetem zu analysieren fordert. Benjmains Brecht-Lektüre zum Ausgangspunkt nehmend fokussiert das Seminar auf dialektische und prozessuale Momente einer stillgestellten Dramaturgie sowohl aus historischer wie auch aus zeitgenössischer Perspektive und nimmt die vibrierenden Spannungen der Bewegungslosigkeit in Augenschein: das Tableau vivant, den ‚fruchtbare Augenblick‘ (Lessing), Still-Acts, Foto-Performances, Gesten des Schweigens, des Posierens oder des Nicht(s)tuns, Choreographien des Fallens und der Ruhe, palimpsestartige Szenenbilder und somit die Interferenzen von Szene und Bild, Lebendigkeit und Skulpturalität. Welche mikroskopischen oder auch explosiven Dynamiken können den Dramaturgien der Stasis innewohnen? Welche Formen der Aktivität kommen in Szenen des Stillstands zum Ausdruck? Welche Zusammenhänge im Moment der unterbrochenen Regelhaftigkeit bzw. Kontinuität sichtbar werden, sollen im Theater (Einar Schleef, Christoph Marthaler, Susanne Kennedy), in der Performancekunst (Yves Klein, Sopie Calle, Bruce Nauman, Francesca Woodman), im Tanz (La Ribot, Eszter Salamon, Angela Schubot & Jared Gradinger) und im zeitgenössichen Performancetheater (Ivana Müller) genauer untersucht werden. Schließen
7 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Fr, 06.05.2016 18:00 - 21:00
Do, 23.06.2016 18:00 - 21:00
Fr, 24.06.2016 18:00 - 21:00
Mo, 27.06.2016 18:00 - 21:00
Mi, 29.06.2016 18:00 - 21:00
Do, 30.06.2016 18:00 - 21:00
Fr, 01.07.2016 18:00 - 21:00