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Lektürekurs
SoSe 16: L Cicero, De inventione
Melanie Möller
Kommentar
quae pueris aut adulescentulis nobis ex commentariolis
nostris incohata ac rudia exciderunt … (De orat. 1, 5)
Diesen selbstkritischen Kommentar Ciceros zu seinem ‘Jugendwerk’ De inventione darf man wohl als captatio benevolentiae lesen: Mit seinen Ausführungen zur Auffindung des Stoffes liefert Cicero uns ein bedeutendes und in programmatischer wie methodischer Hinsicht originelles Dokument republikanischer rhetorischer Theorie und Praxis (die Schrift ist 81/80 entstanden). Von besonderer Bedeutung sind hier die Proömien zu den beiden Büchern De inventione, denen wir uns zu Beginn des Kurses widmen wollen.
Bei der inventio handelt es sich um das erste von (meistens) fünf Stadien der Redeproduktion (officia oratoris). Auf der Grundlage des Textes wollen wir uns einen systematischen Überblick über dieses rhetorische officium verschaffen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf der Topik, der Lehre von den loci communes, liegen. Cicero stellt in seiner Schrift die Status (Staseis) in den Mittelpunkt: Diese befassen sich v.a. mit der Bestimmung und Beurteilung der begangenen Tat sowie der Frage der gerichtlichen Zuständigkeit. Cicero präsentiert zahlreiche konkrete Anweisungen für Ankläger und Verteidiger, die seine Schrift für die praktische Orientierung empfehlen. Doch fußen diese Ausführungen auf einer anspruchsvollen rhetorischen Theorie: Deren wichtigste Aspekte wollen wir gemeinsam erarbeiten. Besonderes Augenmerk soll auf den komplementären vier officia oratoris liegen (dispositio, elocutio, memoria, actio).
Auch zeigt sich bereits in dieser frühen Schrift, wie sehr Cicero an einer Engführung von Rhetorik und Philosophie gelegen ist: Auf dieser unabdingbaren Grundlage erörtert er die kulturelle, mithin gemeinschaftsfördernde Bedeutung der Redekunst. Seine philosophischen (Wahrheit/Meinung, Sinneswahrnehmungen) und soziologischen (Gesellschaftstheorie) Erwägungen wollen wir bei der Textarbeit immer dort berücksichtigen, wo er sie zur Voraussetzung seiner rhetorischen Ratschläge und Analysen macht. Schließen
Literaturhinweise
Textausgabe: M. Tulli scripta quae manserunt omnia. Fasc. 2: Rhetorici libri duo qui vocantur de inventione, rec. E. Stroebel, Leipzig 1915 (mehrf. nachgedr.)
Kommentar: Die Anmerkungen zum Text von Th. Nüßlein (Düsseldorf/Zürich 1998) werden im Blackboard zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung:
James M. May (ed.), Brill’s Companion to Cicero. Oratory and Rhetoric, Leiden/Boston/Köln 2002 (darin v.a. Kap. 1–4 u. 11)
W. Groddek, Reden über Rhetorik. Zu einer Stilistik des Lesens, Basel/Frankfurt a.M. 1995
M. Kienpointner, Art. „inventio“, in: G. Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 4, Tübingen 1998, Sp. 561-58. Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 19.04.2016 10:00 - 12:00
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Di, 10.05.2016 10:00 - 12:00
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Di, 12.07.2016 10:00 - 12:00
Di, 19.07.2016 10:00 - 12:00