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Seminar
SoSe 16: Wettbewerbsrecht
Heike Schweitzer
Hinweise für Studierende
In dieser Lehrveranstaltung besteht Teilnahmepflicht. Weitere Hinweise lesen Sie bitte hier
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Anmeldung zu der Veranstaltung
Keine selbständige Anmeldung über Campus Management! Bitte wenden Sie sich direkt an die/den Dozierenden bzw. die Kontaktperson!Kommentar
Inhalt und allgemeine Hinweise
Das Seminar hat eine doppelte Zielsetzung: Es soll als Einstieg in das deutsche und europäische Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht dienen. Das Seminar ist damit auch als allgemeine Grundlegung für die Vorlesung Wettbewerbsrecht im WS 2016/17 angelegt.Zugleich werden aktuelle wirtschaftsrechtliche Themen zur Bearbeitung gegeben, bei denen sich der Rückgriff auf die Grundfragen als nützlich erweist.
Thematisch werden nach einem theoretischen Einstieg in die normative Idee einer Wirtschaftsverfassung als einer auf den Grundpfeilern Eigentum, Vertrag und Wettbewerb beruhenden Verfassung drei Schwerpunkte behandelt:
- Die europäische Währungsunion, ihre rechtliche Struktur und ihre aktuellen Gefährdungen
- Die Herausforderung des Rechts durch die neue Bedeutung digitaler Märkte
- Die Bedeutung von Wettbewerb für die Wirtschaftsverfassung
Das Seminar hat propädeutischen Charakter und richtet sich an Studierende, die sich für den Schwerpunktbereich Wirtschafts-, Unternehmens- und Steuerrecht interessieren (Unterschwerpunkt Wettbewerbs- und Regulierungsrecht). Die Teilnahme am Seminar soll zugleich als Vorbereitung für die Studienabschlussarbeit dienen. Es wird ein Seminarschein erteilt, der die Teilnahme an der Schwerpunktbereichsprüfung ermöglicht (§ 20 Abs. 2 S. 1 StudienO FU Berlin).
Eine Vorbesprechung mit Themenvergabe findet voraussichtlich statt am
Montag, 8. Februar 2016 – vormittags.
Raum und Zeit wird in der kommenden Woche angekündigt.
Um eine kurze Voranmeldung für die Vorbesprechung per e-mail (IWWR@zedat.fu-berlin.de) wird gebeten.
Im Rahmen der Vorbesprechung werden ausführliche Hinweise zum Einstieg in die jeweiligen Themen und allgemein zum wissenschaftlichen Arbeiten und zum erfolgreichen Verfassen einer Seminararbeit gegeben.
Das Seminar wird als Blockveranstaltung voraussichtlich Anfang Juni 2016 durchgeführt.
Themenliste
I. Das Konzept einer Wirtschaftsverfassung1) Die normative Idee der Wirtschaftsverfassung im europäischen Recht
- Ernst-Joachim Mestmäcker, Auf dem Weg zu einer Ordnungspolitik für Europa, in: ders./Möller/Schwartz (Hrsg.), Eine Ordnungspolitik für Europa. FS für Hans v.d. Groeben, 1987, 5 ff.
- Ernst-Joachim Mestmäcker, Zur Wirtschaftsverfassung in der Europäischen Union, in: Hasse/Molsberger/Watrin (Hrsg.), Ordnung in Freiheit – Festgabe für Hans Wilgerodt zum 70. Geburtstag, 1993, S. 263 ff.
- Christian Joerges, What is Left of the European Economic Constitution? A Melancholic Eulogy, 30 European Law Rev. 2005, 461 ff.
- Zum Einstieg siehe: Di Fabio, in: Maunz/Dürig, GG-Kommentar, Art. 2 Rn. 76 m.w.N.
3) Walter Euckens Theorie der interdependenten Ordnungen – Anknüpfungspunkte im positiven Recht
- Walter Eucken, Grundlagen der Wirtschaftspolitik, 1965
- Friedrich v. Hayek, The Use of Knowledge in Society, 1945
- Friedrich v. Hayek, Die Anmaßung von Wissen, in: ORDO 26 (1973), S. 12-21
- Friedrich v. Hayek, Recht, Gesetz und Freiheit, Tübingen 2003
- Franz Böhm, Das Problem der privaten Macht. Ein Beitrag zur Monopolfrage, 1928 (abgedruckt in Goldschmidt/Wohlgemuth (Hrsg.), Grundtexte zur Freiburger Tradition der Ordnungsökonomik, 2008, S. 49 ff.)
- Franz Böhm, Demokratie und ökonomische Macht, 1960, abgedruckt in: Grundmann/Micklitz/Renner, Privatrechtstheorie Bd. I, 2015, S. 1040 ff.
- Franz Böhm, Privatrechtsgesellschaft und Marktwirtschaft, in: ORDO 17 (1966), 75-151
- Theoretische Grundlagen: John Rawls, Theory of Justice – 2nd principle of justice
- Siegfried Broß: Krankenhäuser – kommerzielle Wirtschaftsbetriebe oder Teil der Daseinsvorsorge des Staates? In: Schriftenreihe zur kommunalen Daseinsvorsorge. Hrsg. v. Berliner Wassertisch/Muskauer Straße. Heft 3. Berlin, Januar 2014
- Zur Bedeutung der Daseinsvorsorge im Unionsrecht siehe Art. 106 Abs. 2 AEUV
- Louis Kaplow / Steven Shavell, Fairness versus Welfare, 114 Harvard Law Rev. 2001, 967 ff.
- Mestmäcker, A Legal Theory without Law: Posner v. Hayek on Economic Analysis of Law, 2007
8) Die Rolle unabhängiger Institutionen für die normative Idee einer Wirtschaftsverfassung – am Beispiel der Stellung der Bundesbank
- Siehe u.a. BVerfG, Urt. v. 12.10.1993, 2 BvR 2134/92 – Maastricht
10) Das geldpolitische Mandat der EZB und seine Grenzen – Untersuchung der Rechtslage und Praxis
- EuGH 16.6.2015, Rs. C-62/14 – OMT
- Siehe u.a.: EuGH, Urteil v. 27.11.2012, Rs. C-370/12 - Pringle
- EuGH 16.6.2015, Rs. C-62/14 – OMT
13) Die Richtigkeitsgewähr von Verträgen und ihre Grenzen
- Schmidt-Rimpler, Grundfragen einer Erneuerung des Vertragsrechts, AcP 147 (1941), S. 130-197; Ders., Zum Problem der Geschäftsgrundlage, in: Rold Dietz, Alfred Hueck, Rudolf Reinhardt (Hrsg.), Festschrift für Carl Nipperdey zum 60. Geburtstag, München und Berlin 1955, S. 1-30.
- Zur Perspektive der ökonomischen Analyse: Schäfer/Ott, Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts, 10. Kapitel: Zur ökonomischen Analyse der Vertragsfreiheit und des Vertragsrechts
- Ludwig Raiser, Vertragsfunktion und Vertragsfreiheit, Karlsruhe 1960
- Stefan Grundmann, Kapitel 11. Privatautonomie, Vertragsfunktion und „Richtigkeitschance“, in: Stefan Grundmann/Hans-W. Micklitz/Moritz Renner (Hrsg.), Privatrechtstheorie, Band I., Tübingen 2015, Kap. 11, S. 875 ff.
- Mestmäcker, Über die normative Kraft privatrechtlicher Verträge, JZ 1964, S. 441-446
- Zur traditionellen Herleitung von Diskriminierungsverboten im Privatrecht siehe RGZ 48, 114, 127 (Brisbane); RGZ 133, 388 (Kritiker-Fall)/RGZ 115, 253 (Branntweinmonopol)
16) Rationalitätsannahmen im Privatrecht im digitalen Kontext: Der Umgang des Rechts mit dem „confusopoly“-Problem und mit rationaler Apathie
a) Rechtliche Rationalitätsanforderungen beim Vertragsschluss: Sind Klauseln über langfristige Vertragsbindungen durch Fitnessclubs sittenwidrig gem. § 138 BGB? Vgl. Office of Fair Trading v Ashbourne Management Services, Ltd. [2011] EWHC 1237; AG Brandenburg, Urteil v. 6.11.2003, 32 C 202/02
b) „Eastman Kodak Company v. Image Technical Services, Inc., 504 U.S. 451 (1992): Intransparenz durch Kopplung von Primär- und Sekundärmarkt als Problem des Vertragsrechts und/oder des Wettbewerbsrechts
c) Rationale Apathie als Rechtfertigung der AGB-Kontrolle; Rechtspolitische Folgerungen für die Einwilligung in die Datennutzung?
- Gemeinsame Grundfrage für alle Themen: Unter welchen Voraussetzungen sollte das Recht bei Informationsasymmetrien oder der Ausnutzung von „behavioral biases“ eingreifen? Sollte die Korrektur über Vertragsrecht / Wettbewerbsrecht / informationelle Regulierung erfolgen?
17) Vergleichs- und Rankingplattformen im Internet: Rationalitätssteigerung und Irreführungspotentiale – Bedarf es neuer Regelungen? Sollte es ein allgemeines Diskriminierungsverbot für „Gatekeeper“ geben?
V. Wettbewerb als Instrument dezentralier Koordination und als Entmachtungsinstrument
18) Funktionen von Wettbewerb / Wettbewerb als Mittel oder als Zweck: Zurück zum „natürlichen Monopol“ für Breitbandnetze? Die Diskussion um das Vectoring und der Entscheidungsentwurf BK eg-15-004 der BnetzA v. 23.11.2015
- Monopolkommission, Sondergutachten 73, Telekommunikation 2015: Märkte im Wandel, S. 22 ff.
- Monopolkommission, Sondergutachten 66, Telekommunikation 2013: Vielfalt auf den Märkten erhalten, S. 44-49.
- Sven Knapp/Andrea Weißenfels, „Vectoring“ – Technischer Segen oder regulatorischer Fluch?, N&R 2014, S. 130 ff.
- Bernd Sörries, Die Vectoring-Technologie: Fluch oder Segen? Die Telekommunikationspolitik am Scheideweg, CR 2015, S. 162-167.
- Meinhard Schröder, Mehr Wettbewerb in den freien Berufen? Die Angriffe der Europäischen Kommission auf Honorarordnungen und Beteiligungsverbote, EuZW 2016, S. 5 ff.
- Winfried Kluth, Legitimation und Reichweite des modifizierten Rechtsdienstleistungsprivilegs der Rechtsanwälte nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz, GewArch 2013, 12-16
- Kommission, 2.10.2013, Mitteilung COM(2013) 676 final, Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs
21) Schädigungen von Konkurrenten im Wettbewerb: Wann handelt es sich um unerlaubte Handlungen i.S.d. § 823 Abs. 1 BGB?
- Der Schutz des eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetriebs und seine Grenzen
Zusätzliche Termine
Mi, 20.04.2016 10:00 - 12:00Seminarvorbesprechung
Fr, 03.06.2016 09:00 - 18:00
Sa, 04.06.2016 09:00 - 18:00
Inhalt und allgemeine Hinweise
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