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SoSe 16: Thomas Bernhard

Simon Zeisberg

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Thomas Bernhard (1931-1989) hat einen sicheren Platz im Pantheon der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Dies mag mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit zur auktorialen Selbstinszenierung zu tun haben, seiner österreichisch-‚grantlerischen‘ Provokationskunst oder auch seinem meisterhaften Umgang mit der Aufmerksamkeitsökonomie massenmedial organisierter Öffentlichkeiten. Vor allem aber verdankt sich dieser Platz seinen Texten, deren sprachliche und gedankliche Radikalität immer neue Generationen von Leserinnen und Lesern affizieren. In den Texten Bernhards, der sich selbst als „typischer Geschichtenzerstörer“ bezeichnet hat, steht nicht nur inhaltlich stets und überall alles auf dem Spiel (was durchaus nicht nur tragisch, sondern auch komisch sein kann). Es geht in ihnen immer auch um die Sprache, um den Klang und den Rhythmus der Wörter und Sätze, kurz: um die poetische Faktur eines Diskurses, der gerade dort zu fließen scheint, wo Aussichtslosigkeit, Verzweiflung, Krankheit, Tod, Isolation und Verlust die Figuren ergreifen. Das Seminar hat das Ziel, anhand exemplarischer Textanalysen in das Werk Bernhards einzuführen. Hierzu werden dessen besonders wirkungsmächtige Segmente, die Prosa und die Dramatik, gleichermaßen in den Blick zu nehmen sein. Angefangen mit den frühen Erzählungen – gelesen werden u.a. ‚Amras‘ (1964) und ‚Gehen‘ (1971) – über die sogenannte ‚Autobiographie‘ der 1970er Jahre und das Drama ‚Der Ignorant und der Wahnsinnige’ (1972) bis hin zu den späten Texten – ‚Wittgensteins Neffe‘ (Erzählung, 1982), ‚Der Theatermacher’ (Drama, 1984), ‚Alte Meister. Eine Komödie’ (Roman, 1985) und ‚Heldenplatz’ (Drama, 1988) – soll sich im Laufe des Semesters zum einen ein Überblick über zentrale Themen, Verfahren und Entwicklungslinien des Berhard’schen Werkes ergeben. Zum anderen sollen literaturwissenschaftliche Methoden und Instrumente ausprobiert werden, die die Analyse der nicht selten ‚hermetisch‘ wirkenden Texte ermöglichen. Je nach Angebot der Berliner Bühnen sind zudem gemeinsame Theaterbesuche geplant. Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft zur Übernahme eines Referates sowie zur aktiven Mitarbeit in den Sitzungen voraus. Um diese leisten zu können, sind die im Seminarplan angegebenen Texte zur Vorbereitung auf die Sitzungen sorgfältig zu lesen. Bitte planen Sie entsprechend ausreichend Zeit für die wöchentliche Lektüre von 50-100 Druckseiten Bernhard ein! Zur Einführung in das Werk Bernhards: Bernhard Judex: Thomas Bernhard. Epoche – Werk – Wirkung. München: C.H. Beck 2010; Manfred Mittermayer: Thomas Bernhard. Stuttgart: Metzler 1995; Manfred Mittermayer: Thomas Bernhard. Eine Biografie. St. Pölten: Residenz 2015. close

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