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SoSe 16: Theater machen und Geschichte schreiben. Gegenstände und Methodiken der Theaterhistoriographie

Michael Lorber

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Theateraufführungen sind ephemer. Sie hinterlassen kein Werk wie ein Bild oder eine Statue, das die Zeitlichkeit ihrer eigenen Genese überdauern würde. Als „transitorische Ereignisräume“ (Helmar Schramm) sind Aufführungen damit genuin mit „der Geschichte“ selbst verwandt, die zwar mehr oder weniger stabile Dokumente, AV-Mitschnitte, Bauwerke oder Institutionen hervorbringt, selbst aber unwiederbringlich vergangen und verloren ist. Ziel des auf Studierende der ersten Semester ausgerichteten Seminars ist es, ein theoretisches, methodisches und historisches Problembewusstsein zu vermitteln, das es erlaubt, eigenständig historische Phänomene am Schnittpunkt von Theater und Theatralität zu identifizieren und diese mit geeigneten theaterwissenschaftlichen Ansätzen zu untersuchen. Neben grundlegenden theoretisch-methodischen Überlegungen zur Theater/Historio/Graphie (Fischer-Lichte, Warstat, Koselleck, Greenblatt etc.) wird ein Überblick über ausgewählte wichtige Stationen des europäischen Theaters (antike Theaterfeindlichkeit, Fastnachtsspiele, Theater der Aufklärung, Avantgardebewegungen etc.) im Zentrum des Seminars stehen. Abschließend soll unter Berücksichtigung aktueller Debatten die Frage diskutiert werden, inwiefern der Spätkapitalismus als historiographische Krisenzeit begriffen werden kann, der das Theater ab dem 20. Jahrhundert – auf der Spur von Brecht bis in die Postdramatik – ästhetischen Widerstand entgegenzusetzen vermag; ein Widerstand, der sich eben erst unter dem Aspekt seines historischen Bewusstseins plausibel erfassen lässt. Geübt werden im Seminar zudem methodischer Aufbau einer Seminararbeit, Entwicklung einer wissenschaftlichen Frage¬stel¬lung, wissen¬schaftliche Recherche (Bibliotheken, Archive, Online-Recherche) sowie mündliche Präsenta¬tions¬formen. close