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Lecture
SoSe 16: V Das römische Epos
Melanie Möller
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secundus (...) est Vergilius, propior tamen primo quam tertio.
Der Vergleich zwischen Homer und Vergil, wie ihn Quintilian im 10. Buch seiner Institutio oratoria, hier im Rahmen der Literaturgeschichte, anstellt, fällt einmal mehr zugunsten des griechischen Großmeisters aus. Und doch betont der Rhetoriklehrer einige spezifische Aspekte an der Aeneis, die sie vor Ilias und Odyssee auszeichneten: So rühmt er etwa die cura, diligentia und aequalitas Vergils gegenüber dem Naturtalent Homers. Freilich, Quintilian legt in seiner Synkrise besonderes Augenmerk auf das rhetorische Potential der Dichtwerke und ihren allgemeinbildenden Impetus; seine Literatur-Betrachtung wird also im Ganzen von einem bestimmten Interesse motiviert. Doch wäre eine interesselose Betrachtung (analog einem ‚interesselosen Wohlgefallen’) literarischer Werke überhaupt möglich? Kann man Literaturgeschichte ohne (vergleichende) Wertung betrachten (und betreiben)? Diese Gretchenfrage der Literaturkritik wird uns begleiten, wenn wir uns einen Überblick über das römische Epos in seinen wichtigsten Vertretern verschaffen. Dieser wird mit der lateinischen Homer-Übertragung des Livius Andronicus (Odusia) und dem Bellum Poenicum des Naevius beginnen; ein erster Schwerpunkt soll dann auf den Annalen des Ennius liegen, die bis zum Erscheinen der Aeneis als römisches Nationalepos fungierten. Bevor wir dann bei Vergils opus magnum verweilen, wollen wir uns noch intensiv mit der hellenistisch geprägten Poetologie der sog. Neoteriker um Catull befassen, die das mythologische Kleinepos (Epyllion) als Konkurrenzform hervorgebacht hat. Haben wir unsere eingehende Betrachtung der Aeneis abgeschlossen, soll ein weiterer Schwerpunkt auf Ovids Metamorphosen ruhen, einem Werk, das die Grenzen der Gattung ‚Epos’ aufzusprengen scheint. Von den Höhepunkten der augusteischen Klassik (und ihren weniger bekannten Seitenstücken) begeben wir uns dann zu den historischen und mythologischen Epen der neronischen (Lucan) und flavischen Zeit (Valerius Flaccus, Statius, Silius Italicus), um die Vorlesung mit Ausblicken in die lateinische Spätantike (Claudian, Bibelepik) zu beschließen. Das griechische Epos wird uns in all seinen Formationen ein beständiger Bezugspunkt sein; auch wollen wir uns ausgiebig mit gattungstechnischen Fragen befassen, und eine Einführung in die eposspezifische Gattungstheorie wird die Vorlesung eröffnen. close
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Textgrundlage: Eine Literaturliste mit den wichtigsten Ausgaben, Kommentaren und Forschungsbeiträgen wird zu Beginn der Veranstaltung im Blackboard bereitgestellt.
Literatur zur Einführung:
E. Burck (Hrsg.), Das römische Epos, Darmstadt 1979; W. Schetter, Das römische Epos, Wiesbaden 1978 close
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