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Seminar
SoSe 16: Zur Frage der Gemeinschaft in Kafkas Erzählungen
Clemens Dirmhirn
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Seit den späten 1980ern haben sich Denker im Umkreis der Dekonstruktion (Nancy, Agamben, Esposito) vermehrt mit dem politischen Zentralbegriff der Gemeinschaft beschäftigt. Viele Aspekte ihrer Auseinandersetzung, wie der Versuch, Gemeinschaft nicht essentialistisch zu denken oder sich Gemeinschaften ohne Gemeinsames vorzustellen, sind bei Kafka vorweggenommen oder wenigsten angelegt. Diese Koinzidenz soll zum Anlass für eine Reflexion über die Spezifika von Literatur gegenüber Philosophie und deren gegenseitiges Fruchtbarmachen genommen werden.
Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei besonders auf die Schreibweise, das Erzählverfahren und Probleme der Repräsentation. Im Proseminar gilt es, die Hypothese zu überprüfen, wonach dieses (literarische) Instrumentarium es erlaube, andere Gemeinschaften zu imaginieren - andere Gemeinschaften, in denen es möglich ist, sowohl der Vereinsamung durch Individualismus als auch den Gefahren der Totalisierung im Kollektivismus zu entkommen. Solche Gemeinschaften zeichnen sich durch Ambivalenzen, Paradoxien und Aporien aus, die in close readings ausgewählter Erzählungen Kafkas herausgearbeitet werden sollen.
Ergänzend zu dieser ahistorischen Zugangsweise kann Schreibweise (l'écriture) mit Roland Barthes auch als historisch bedingt verstanden werden. Entsprechend soll nach intertextuellen Bezügen zu zeitgenössischen Gemeinschaftskonzeptionen insbesondere in zionistischen und anarchistischen Diskursen gefragt werden.
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