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Lab Seminar
SoSe 16: Partizipatives Kuratieren in Museen als Planungsziel und Methode
Bernhard Graf
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Museen gelten als wertsetzende Institutionen. Was sie sammeln, ist kulturell bedeutend, was sie erforschen, basiert auf und kreist um die Objekte ihrer kulturell bedeutenden Sammlungen. Die Sammlungen und das Wissen über die Objekte muss der Nachwelt erhalten werden. Ihre Ausstellungen sind Abbild dieses auf Langzeit-Erhaltung ausgerichteten Denksystems.
Doch für wen sammeln und erhalten Museen eigentlich? Für die Vergangenheit? Für die Gegenwart? Oder für eine sich rapide verändernde Wissensgesellschaft der Zukunft? Wenn Museen diesen Anspruch der Zukunftsfähigkeit einlösen wollen, sollten sie sich vergegenwärtigen, dass sich die Fragen der Gesellschaft der Zukunft an die die Kulturen und Sammlungen der Vergangenheit ändern, bis dahin, dass zukünftige Gesellschaften eben an manche Kulturen und deren materielle Repräsentation gar keine Fragen mehr stellen möchten, weil sie diese als uninteressant empfinden.
Hier beginnt die Diskussion um die Partizipation der Gesellschaft an den Strukturen und der Zukunftsentwicklung ihrer Kultur- und Bildungsinstitutionen, zu denen Museen seit ihrer Gründung gehören. Doch wie können sich Vertreter eines diversen Publikums in den Gestaltungsprozess einbringen? Was müssen Museen tun, um ihren Adressaten eine Mitwirkungsmöglichkeit beispielsweise bei der Konzeptentwicklung für ihre Ausstellungen einzuräumen? Museen müssen sich vergegenwärtigen, dass sie ihre Sammlungen zur Diskussion stellen müssen, dass sie Formen der Interessensgenerierung finden und in Ausstellungen lebendig werden lassen müssen. Es geht dabei letztlich auch um die Entgrenzung der Museen von ihrem universellen und dauerhaften Wertsetzungsanspruch.
Die Beschäftigung mit den Theorien der "cultural studies", nach Kulturen grundsätzlich als gleichberechtigt anzusehen sind und keine Kultur sich der anderen überlegen fühlen oder eben als unterlegen definiert werden darf, ist eine wichtige zusätzliche Theoriebasis zur Erschließung von Sammlungen und Objekten in Museumsausstellungen. Museen müssen ihr Narrativ laufend überprüfen und ihre Ausstellungen im Sinne der Partizipation kuratorial öffnen.
Für die wissenschaftliche Erarbeitung der Konzeption einer Museumsausstellungen im Sinne der Partizipation bedeutete dies, dass die Kuratoren oder geeignete Partner der Kuratoren der Gesellschaft, den potentiellen Museumsbesuchern eine Stimme geben müssen, und zwar im Rahmen des Planungsprozess und nicht erst, nachdem die Ausstellung fertig ist und nichts mehr verändert werden kann. Es geht darum, Methoden zu entwickeln und zu erproben, potentielle Interessenten / Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Zielgruppen auf Augenhöhe in den Planungsprozess einzubeziehen und damit die Deutungshoheit des Museums und seiner Kuratoren für die Adressaten ihrer Ausstellungen zu öffnen. Die bisher gängigen Methoden der Museumsevaluation wie beispielsweise Verfahren der formativen Evaluation – sind darauf noch nicht konsequent genug ausgerichtet, ihre Anwendbarkeit zu wenig erprobt.
Einige (wenige) Museen haben sich dieser neuen Planungsmethode geöffnet. In Berlin sind das das Museum für Islamische Kunst der staatlichen Museen zu Berlin oder das Kreuzberg-Museum. Diese Museen verstehen sich als kulturhistorisch geprägte Häuser, die ihre Museumsentwicklung und Ausstellungsplanung nicht nur an der Fachkultur der außereuropäischen Kunstgeschichte oder der Stadtgeschichte ausrichten, sondern im Sinne der cultural studies demokratisch öffnen möchten. Das Museum für Islamische Kunst beispielsweise hat den Prozess der Neukonzeption seiner Dauerausstellung bewusst nach diesem Prinzip des paritzipativen Kuratierens ausgerichtet. Es entwickelt im Rahmen von TOPOI Methoden der Paritzipation an exemplarischen Ausstellungseinheiten.
In diesem Seminar werden zunächst in vier Theorie-Einheiten die Grundzüge der Museums- und Ausstellungsplanung vermittelt und dabei ein spezieller Fokus auf Methoden der Publikumsforschung und des partizipativen Kuratierens gelegt.
Danach werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählte Museumsausstellungen als Seminararbeit analysieren und vor Ort den Seminarteilnehmern vorstellen. Dazu werden Museen und Ausstellungen in Berlin nach Wahl der Studierenden besucht.
Die benoteten Leistungsnachweise werden aufgrund dieser Museums- und Ausstellungsführungen und entsprechender schriftlicher Hausarbeiten vergeben. close
Doch für wen sammeln und erhalten Museen eigentlich? Für die Vergangenheit? Für die Gegenwart? Oder für eine sich rapide verändernde Wissensgesellschaft der Zukunft? Wenn Museen diesen Anspruch der Zukunftsfähigkeit einlösen wollen, sollten sie sich vergegenwärtigen, dass sich die Fragen der Gesellschaft der Zukunft an die die Kulturen und Sammlungen der Vergangenheit ändern, bis dahin, dass zukünftige Gesellschaften eben an manche Kulturen und deren materielle Repräsentation gar keine Fragen mehr stellen möchten, weil sie diese als uninteressant empfinden.
Hier beginnt die Diskussion um die Partizipation der Gesellschaft an den Strukturen und der Zukunftsentwicklung ihrer Kultur- und Bildungsinstitutionen, zu denen Museen seit ihrer Gründung gehören. Doch wie können sich Vertreter eines diversen Publikums in den Gestaltungsprozess einbringen? Was müssen Museen tun, um ihren Adressaten eine Mitwirkungsmöglichkeit beispielsweise bei der Konzeptentwicklung für ihre Ausstellungen einzuräumen? Museen müssen sich vergegenwärtigen, dass sie ihre Sammlungen zur Diskussion stellen müssen, dass sie Formen der Interessensgenerierung finden und in Ausstellungen lebendig werden lassen müssen. Es geht dabei letztlich auch um die Entgrenzung der Museen von ihrem universellen und dauerhaften Wertsetzungsanspruch.
Die Beschäftigung mit den Theorien der "cultural studies", nach Kulturen grundsätzlich als gleichberechtigt anzusehen sind und keine Kultur sich der anderen überlegen fühlen oder eben als unterlegen definiert werden darf, ist eine wichtige zusätzliche Theoriebasis zur Erschließung von Sammlungen und Objekten in Museumsausstellungen. Museen müssen ihr Narrativ laufend überprüfen und ihre Ausstellungen im Sinne der Partizipation kuratorial öffnen.
Für die wissenschaftliche Erarbeitung der Konzeption einer Museumsausstellungen im Sinne der Partizipation bedeutete dies, dass die Kuratoren oder geeignete Partner der Kuratoren der Gesellschaft, den potentiellen Museumsbesuchern eine Stimme geben müssen, und zwar im Rahmen des Planungsprozess und nicht erst, nachdem die Ausstellung fertig ist und nichts mehr verändert werden kann. Es geht darum, Methoden zu entwickeln und zu erproben, potentielle Interessenten / Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Zielgruppen auf Augenhöhe in den Planungsprozess einzubeziehen und damit die Deutungshoheit des Museums und seiner Kuratoren für die Adressaten ihrer Ausstellungen zu öffnen. Die bisher gängigen Methoden der Museumsevaluation wie beispielsweise Verfahren der formativen Evaluation – sind darauf noch nicht konsequent genug ausgerichtet, ihre Anwendbarkeit zu wenig erprobt.
Einige (wenige) Museen haben sich dieser neuen Planungsmethode geöffnet. In Berlin sind das das Museum für Islamische Kunst der staatlichen Museen zu Berlin oder das Kreuzberg-Museum. Diese Museen verstehen sich als kulturhistorisch geprägte Häuser, die ihre Museumsentwicklung und Ausstellungsplanung nicht nur an der Fachkultur der außereuropäischen Kunstgeschichte oder der Stadtgeschichte ausrichten, sondern im Sinne der cultural studies demokratisch öffnen möchten. Das Museum für Islamische Kunst beispielsweise hat den Prozess der Neukonzeption seiner Dauerausstellung bewusst nach diesem Prinzip des paritzipativen Kuratierens ausgerichtet. Es entwickelt im Rahmen von TOPOI Methoden der Paritzipation an exemplarischen Ausstellungseinheiten.
In diesem Seminar werden zunächst in vier Theorie-Einheiten die Grundzüge der Museums- und Ausstellungsplanung vermittelt und dabei ein spezieller Fokus auf Methoden der Publikumsforschung und des partizipativen Kuratierens gelegt.
Danach werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählte Museumsausstellungen als Seminararbeit analysieren und vor Ort den Seminarteilnehmern vorstellen. Dazu werden Museen und Ausstellungen in Berlin nach Wahl der Studierenden besucht.
Die benoteten Leistungsnachweise werden aufgrund dieser Museums- und Ausstellungsführungen und entsprechender schriftlicher Hausarbeiten vergeben. close
14 Class schedule
Regular appointments
Wed, 2016-04-20 10:00 - 12:00
Wed, 2016-04-27 10:00 - 12:00
Wed, 2016-05-04 10:00 - 12:00
Wed, 2016-05-11 10:00 - 12:00
Wed, 2016-05-18 10:00 - 12:00
Wed, 2016-05-25 10:00 - 12:00
Wed, 2016-06-01 10:00 - 12:00
Wed, 2016-06-08 10:00 - 12:00
Wed, 2016-06-15 10:00 - 12:00
Wed, 2016-06-22 10:00 - 12:00
Wed, 2016-06-29 10:00 - 12:00
Wed, 2016-07-06 10:00 - 12:00
Wed, 2016-07-13 10:00 - 12:00
Wed, 2016-07-20 10:00 - 12:00