13319

SoSe 16: Nation und Geschlecht: erinnerungs- und geschichtskulturelle Dimensionen und historisches Lernern (B)

Nina Reusch

Comments

In der Moderne hat sich die Nation als Leitkategorie der Geschichte herausgebildet und ist derart in unser historisches Denken eingegangen, dass es kaum möglich scheint, Geschichte jenseits von Nation und Nationalgeschichte zu denken. Zugleich ist Nationalgeschichte auf untrennbare Weise mit Geschlecht verbunden: Nation und Nationalismus bauen im modernen Europa auf einer bürgerlichen Geschlechterordnung auf, die Männlichkeiten und Weiblichkeiten eng an nationale Identitäten knüpft, aber auch der Nation selbst vergeschlechtlichte Attribute zuordnet. Im Seminar setzen wir uns kritisch mit der Bedeutung von Nation und Geschlecht in der deutschen Geschichtskultur auseinander. In einem theoretischen Teil lesen wir Grundlagentexte zum Themenkomplex Nation und Geschlecht in der Moderne. Zugleich befragen wir die Geschichtskultur des 19.-21. Jahrhunderts kritisch im Hinblick auf ihre Nationskonzepte und deren geschlechtliche Dimensionen: Welche Bedeutung hatten und haben Nation und Geschlecht in der Geschichtskultur der Moderne? Wie kann die nationale und heteronormative Aufladung von Geschichte im Prozess des historischen Lernens kritisch thematisiert und aufgebrochen werden und welche Alternativen sind möglich? Diese Fragen diskutieren wir auf Grundlage von geschichtskulturellen Quellen: Print- und audiovisuelle Medien, Denkmäler und Jubiläen, Museen und Archive, Gemälde und Fotografien sind wichtige Träger von Geschichtskultur und von vergeschlechtlichter Nationalgeschichte. Der praktische Teil des Seminars wird sich der gemeinsamen Suche und Diskussion von Quellenmaterial widmen. Ziel ist eine gemeinsam erstellte kommentierte Quellensammlung zum Themenkomplex Nation und Geschlecht, die im Unterricht eingesetzt werden kann. close