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Seminar
SoSe 16: HS Claudian, De raptu Proserpinae
Melanie Möller
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Claudius Claudianus war schon zu Lebzeiten ein Star seiner Zunft. Als vir clarissimus, tribunus und notarius gehörte er dem Geheimkabinett des einflussreichen Heerführers Stilicho an und wird als dessen Hofdichter sogar mit einem Ehrenbildnis am Trajansforum ausgezeichnet. Im Zentrum seines vielseitigen Werkes steht das drei Bücher umfassende Epos über den Raub der Ceres-Tochter Proserpina durch Pluto, den Herrscher der Unterwelt, ein Vergehen, das zwar durch Iuppiter sanktioniert, von anderen Göttern aber scharf kritisiert wird. Die geraubte Braut gerät inmitten eines wortreichen Konfliktes zwischen verschiedenen göttlichen Instanzen, wird aber letztlich von Pluto unter allerlei tröstenden Gesten in ihre neue Lebenswelt geleitet. Besonders übel wird in diesem intrikaten Gefüge der Mutter Ceres mitgespielt: Sie soll für Fruchtbarkeit auf der ausgedörrten Erde sorgen. Auf der Suche nach ihrer Tochter lässt man sie verzweifelt die ganze Welt durchstreifen, darf ihr doch niemand den Aufenthaltsort der Tochter verraten, damit sie ihren fruchtbaren Trip nicht vorzeitig beende. Ein Abbruch ihrer Reise ist schon deshalb nicht in Sicht, weil das Werk unvollendet geblieben ist. Mit der Lektüre dieses sprachlich und motivisch ebenso eleganten wie anregenden Epos sind zahlreiche Fragen verbunden. Besonderes Augenmerk soll auf der spezifischen suggestiven Bildkraft und rhetorischen Figuren wie der Ethopoiia liegen. Wie stellt sich die Autor zur Tradition der Gattung? Lassen sich neben Vergil weitere Referenzfiguren ausmachen? Wie drückt er dem populären mythischen Stoff seinen eigenen Stempel auf? Diese Fragen sollen auch mithilfe einer vergleichenden Analyse von Claudians anderen Werken beantwortet werden. Auch die Rolle der Götter bedarf einer intensiven narratologisch-figurativen wie auch religionswissenschaftlichen Erörterung. Wie lässt sich die Indienstnahme der Ceres, die auch um den Preis ihrer radikalen Isolation erkauft ist, mit dem kulturell-zivilisatorischen Bedürfnis der Welt in Einklang bringen, und welche Konsequenzen ergeben sich für die Spekulationen über die Zugehörigkeit Claudians zum Christentum? Von literaturtheoretischem Interesse sind vor allem das Spannungsverhältnis von imitatio und aemulatio (H. Bloom) sowie die ‚epochale‘ Verortung (= Spätantike) des Autors mit Bezug auf dieses Werk: Was bedeutet epigonale Dichtung? Was heißt überhaupt „spät“-antik? Vor allem diese theoretisch avancierteren Fragen sowie die Vergleiche mit den anderen Stücken Claudians sollen in Form von Themenreferaten verhandelt werden. close
Suggested reading
J.B. Hall, Leipzig 1985; Kommentar: J.B. Hall, Cambridge 1969; T. Baier/A. Friedrich, Claudianus. Der Raub der Proserpina, WBG 2009 (= Edition Antike)
Literatur zur Einführung:
W.-W. Ehlers (Hg.), Aetas Claudianea. München/Leipzig: K.G. Saur, 2004; A. Cameron, Claudian, in: J.W. Binns (ed.), Latin Literature of the Fourth Century, London 1974, S. 134-159. close
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