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SoSe 16: Selbstreflexion des Denkens: Von Frege zu Wittgenstein

Fabian Börchers

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Sprechstunde n. V.: fabian.boerchers@fu-berlin.de

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Wittgensteins Frühwerk, die „Logisch-philosophische Abhandlung“ (oder auch „Tractatus Logico-Philosophicus“), entwickelt sich entlang der Frage, ob es möglich ist, dem Denken eine Grenze zu ziehen. Kann man also für das Denken in dem Sinne eine Grenze festlegen, dass Denken, sofern es diese Grenze übertritt, kein Denken mehr ist, sondern Unsinn? Oder anders gesagt: Kann man durch Nachdenken über das Denken den Bereich dessen, was sich sinnvoll denken lässt, eingrenzen? Diese Frage kann man als eine grundlegende Form der Selbstreflexion des Denkens begreifen: Das Denken erkundet, inwiefern es möglich ist, das, was es als solches ausmacht und was es selbst als solches vermag, zu bestimmen. Eine solche Selbstreflexion kann unterschiedliche Formen annehmen: Man kann zum Beispiel fragen, ob es feste Gesetze des Denkens im Sinne von logischen Grundgesetzen gibt, nach denen sich jedes Denken zu richten hat, wenn es nicht Unsinn denken will (oder könnte es dagegen verschiedene logische Gesetze für verschiedene Wesen oder Gesellschaften geben?). Oder man kann sich fragen, ob es möglich ist, die Regeln ordentlichen logischen Satzbaus festzulegen und vielleicht in formalen Konstruktionskriterien für Sätze festzuhalten, sodass man jeden Satz in syntaktischer Hinsicht daraufhin testen kann, ob er unsinnig ist oder nicht. Oder man kann sich fragen, ob es nicht Denkinhalte gibt, die bei ihrer Formulierung notwendig unsinnig ausfallen, weil sie das logisch Fassbare überschreiten und trotzdem einen gewissen Wert haben, insofern man verstehen kann, was mit ihnen gemeint ist, auch wenn man ihren Inhalt nicht in logisch astreinen Mitteln formulieren kann (und gehören nicht vielleicht die Gedanken über die Grenze des Denkens selbst zu diesen Gedanken?). Im Seminar wollen wir Wittgensteins sehr schwierigen und obskuren Text durch gründliche Lektüre zu erschließen suchen. Die nötige Grundlage für diese Lektürearbeit soll dabei im Seminar durch eine vorbereitende Diskussion einiger zentraler Probleme im Werk Gottlob Freges gelegt werden, mit dem sich Wittgenstein intensiv auseinander gesetzt hat. Insgesamt soll durch das Seminar zugleich ein grundlegendes Verständnis von der zurzeit sehr heftig tobenden Forschungsdebatte zum Verhältnis von Wittgensteins Früh- und Spätwerk erarbeitet werden. Lektüre zur Vorbereitung: Wittgenstein: Logisch-philosophische Abhandlung. Lewis Caroll: What the Tortoise said to Achilles. In: Mind 4, No. 14 (1895), 278-280. close