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SoSe 17: Hibernia latina: Lateinkultur im frühmittelalterlichen Irland

Bernd Roling

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Von der römischen Eroberung unberührt war Irland dennoch zu einem wichtiger Bewahrer der lateinischen Kultur der Antike geworden, dessen Gelehrte seit dem Frühmittelalter durch Europa gewandert waren, Klöster gegründet hatten und an den langsam entstehenden Höfen Mitteleuropas unterrichteten. Irlands lateinische Literatur ist von seinen monastischen Trägern geprägt worden, nahm jedoch zugleich keltische, spanische, angelsächsische und normannische Einflüße auf, dehnte sich auf den englischen Raum aus und gewann auf diese Weise eine Originalität, die sich in einem reichen und vielseitigen Schrifttum niederschlug. Angefangen bei der ‚Confessio‘ des heiligen Patrick, mit der die irolateinische Literatur einsetzte, entstanden im irisch-keltischen Kulturraum vor allem liturgische Hymnen und Heiligenviten, wie das Leben des heiligen Samson von Dol, die ‚Vita Columbae’ des Adamnam von Iona und die Vita der heiligen Brigid von Kildare, und zahlreiche durch ihre Kunstfertigkeit und Phantasie beeindruckende Gedichte, wie die ‚Carmina‘ Columbans, die das klösterliche Leben verherrlichten, aber auch das alltägliche Leben – den Walfang oder die Erfahrung des Exils und die Sehnsucht der reisenden Mönche nach ihrem Heimatland – wiedergaben. Im Seminar sollen Texte der irisch-lateinischen Literatur, die von der Frühzeit bis in das Hochmittelalter reichen, gelesen und interpretiert werden; zugleich soll auf diese Weise auch eine Einführung in die mittelalterliche Latinität und die Methoden und Fragestellungen der mittellateinischen Philologie gegeben werden. Literatur: Michael Richter, Irland im Mittelalter. Kultur und Geschichte, München 1996, Próinséas Ní Chátain (Hg.), Irland und Europa im früheren Mittelalter. Bildung und Literatur, Stuttgart 1996, Pauline Stafford, A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, Chichester 2013, Michael Lapidge, A bibliography of Celtic-Latin Literature 400-1200, Dublin 1985. close