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SoSe 17: Topos "Heimat"

Susanne Scharnowski

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Thema: Das deutsche Wort „Heimat“ wird immer wieder als unübersetzbar bezeichnet: „Heimat“ kann den Ort bezeichnen, an dem man geboren und aufgewachsen ist, aber auch andere konkrete Orte oder ideelle Bereiche (wie etwa die Sprache oder eine Institution), an und in denen man sich zu Hause fühlt. Seit dem 19. Jahrhundert wurden in der Heimatliteratur, seit dem 20. Jahrhundert auch im Heimatfilm Vorstellungen vor allem von einer ländlichen Heimat idealisiert. Die NS-Propaganda nutzte die Sehnsucht nach Heimat zur ideologischen Mobilisierung der Deutschen. So gerieten Vorstellungen von Heimat nach dem 2. Weltkrieg zunehmend in Misskredit, während sich zugleich in den 50er Jahren das Genre des Heimatfilms enormer Beliebtheit erfreute. Die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts brachten dann eine Anti-Heimatliteratur sowie den kritischen Heimatfilm hervor, in denen die Enge, Begrenztheit und Härte des ländlichen Lebens geschildert wurden. Und gerade angesichts der Globalisierung und weltweiten Migrationsbewegungen wird wieder verstärkt und kontrovers darüber diskutiert, was „Heimat“ ist oder sein soll.
Programm: Der Kurs wird einen Überblick über den Topos geben. Dazu werden wir unterschiedliche Materialien in den Blick nehmen: Im ersten Teil des Kurses besprechen wir literarische Texte: Gedichte der Romantik sowie Auszüge aus Heimatromanen um 1900; im zweiten Teil analysieren wir drei Filme aus verschiedenen Epochen, die den Topos ganz unterschiedlich verarbeiten. Im dritten Teil des Kurses schließlich diskutieren wir aktuelle essayistische Texte, die den Begriff der Heimat für die Gegenwart neu definieren, diskutieren oder problematisieren. Für zwei der Filme werde ich zusätzlich zu dem Kurstermin Filmsichtungstermine anbieten: am 23. Mai und am 6. Juni (Dienstag), jeweils von 18 bis 20 Uhr.
Für wen ist der Kurs geeignet? Der Kurs ist besonders geeignet für Studierende, die sich für die sozialen, politischen und kulturellen Kontexte interessieren, in denen literarische Texte und Filme entstehen, und für die Wechselwirkungen zwischen Literatur und Film einerseits und der politischen Sphäre andererseits. Außerdem sollten Sie bereit und in der Lage sein, auch sperrige deutschsprachige Texte sowie (wenige) akademische Texte in englischer Sprache zu studieren. Pro Woche sollten Sie etwa drei Stunden Vorbereitungszeit einkalkulieren.
Studien- und Prüfungsleistungen: Um 5 ECTS-Credits zu erhalten, müssen Sie

regelmäßig teilnehmen (in mindestens 12 der 14 Wochen);
die Kursmaterialien gut kennen;
kleinere schriftliche Arbeiten einreichen (ca. 800-1000 Wörter);
die Klausur bestehen (90min.).