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SoSe 18: Leben der Kreatur. Grenzfiguren des Humanen in Literatur und in der Politik der Moderne

David Wachter

Kommentar

„Mit allen Augen sieht die Kreatur / das Offene“ – in diesen Worten aus der achten Duineser Elegie kommt Rilkes Faszination für Randgänge und Schwellenfiguren des Humanen zum Ausdruck. Kinder, Liebende, Sterbende und nicht zuletzt Tiere stehen für eine Ent-Grenzung des rational-autonomen Subjekts in einen poetischen ‚Weltinnenraum‘. Mit seiner Emphase für Figurationen trans- und posthumanen Lebens steht Rilke in einer teils offenkundigen, teils un-tergründigen Konstellation zu so unterschiedlichen Autoren wie Kafka, Celan, Beckett oder Sebald. Sie alle schreiben „unter dem Neigungswinkel der Kreatürlichkeit“ (Celan), indem sie den Blick auf die Animalität, Körperlichkeit und Sterblichkeit des Menschen richten. Zugleich zeugen sie für traumatische Erfahrungen der Gewalt, des Schmerzes und der Vernichtung in der Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts. Die biopolitische Stoßrichtung solcher Eingriffe umkreist wiederum eine theoretische Reflexion, die von Benjamin über Arendt bis hin zu Agamben reicht. In (Denk-)Figuren wie dem ‚Muselmann’ (Arendt) oder dem ‚nackten Leben’ (Agamben) fügen sich politikphilosophische, aber auch theologische oder psychoanalytische Ansätze zu einem Denken der kreatürlichen Moderne. Dementsprechend untersucht das Semi-nar, wie Literatur, Ästhetik und politische Theorie im Zeichen dieser Grenzfigur des Humanen interagieren. Dabei soll auch die Begriffsgeschichte der Kreatur vom 19. bis zum 21. Jahrhun-dert berücksichtigt werden. Schließen

Literaturhinweise

Eric L. Santner: On Creaturely Life. Rilke – Benjamin – Sebald, Chicago/London 2006.