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SoSe 18: Techniken der Erinnerung in Literatur, Film und Hörspiel

Friederike Günther

Kommentar

Wie wird Vergangenheit künstlerisch wiedergegeben und umgesetzt? Aus dem Film kennt man die Technik des Flashbacks: Beispielsweise der Zoom auf ein Gesicht, um dann in anderer, meist grauer Tönung Bilder aus der Vergangenheit des Protagonisten auftauchen zu lassen. Ein Objekt, eine Handlung kann das Aufscheinen von Erinnerungsbildern triggern. Actionthriller wie The Bourne Trilogy (2002-2007) entfalten den Plot entlang dem langsamen Wiederauftauchen der Erinnerungen der Hauptfigur. Für diese Erinnerungstechnik gibt es literarische Vorläufer wie Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, und hinter dieser Technik steht eine seit der Antike tradierte Philosophie und Theorie der Erinnerung, die davon ausgeht, dass die Vergangenheit in abgespeicherten Bildern in unserem Gedächtnis darauf wartet, geweckt zu werden. Doch was macht man mit einer Vergangenheit, die sich aus einer Vielfalt von immer neuen Perspektiven zusammensetzt und immer von neuem zerstört wird? So zeigt der Film Memento (2000) einen Protagonisten, der sein Kurzzeitgedächtnis immer nur für kurze Zeit bewahren kann und alles, was er in dieser Zeit erfährt, in seinen Körper tätowiert. Immer wieder muss er seine eigene Körperschrift interpretieren, und so erscheint die Vergangenheit nicht als aufzudeckendes Bildreservoir, sondern als Deutungsprozess in der Zeit, der immer wieder neu vollzogen werden muss. Im Seminar werden wir uns mit Techniken der Erinnerung in künstlerischen Ton-, Film-, und Schriftmedien auseinandersetzen, die einerseits von einer identitätsstiftenden Wiederholbarkeit des Vergangenen ausgehen, andererseits aber die Vergangenheit als sich immer wieder verflüchtigende Leerstelle umkreisen, die niemals eingeholt werden kann. Schließen