16927

SoSe 18: Sprach(wandel)theorien

Ferdinand von Mengden

Kommentar

Die meisten Theorien über Sprache versuchen grammatische Strukturen synchron zu beschreiben und beschränken sich (mehr oder weniger) auf die Kernbereiche des sprachwissenschaftlichen Strukturalismus, also Syntax, Morphologie und Phonologie. Dass diese Strukturen nie wirklich stabil sind und dass sie Variation und Wandel unterliegen, wird dabei in der Regel (und oft implizit) als Randphänomen betrachtet. Theorien, die Sprachwandel in Betracht ziehen, tun dies meistens sekundär, also auf der Basis von zunächst für die Synchronie entwickelten Modellen. Andererseits wird in letzter Zeit – nicht zuletzt durch die große Popularität der Grammatikalisierungsforschung in allen sprachwissenschaftlichen Schulen – das Bedürfnis nach einer Theorie des Sprachwandels artikuliert. Ebenso waren bereits im 19. Jahrhundert Sprachwandel und die Dynamiken des Sprachgebrauchs Gegenstand linguistischer Theoriebildung. In diesem Seminar werden wir uns solche linguistischen Theorien genauer anschauen, bei denen die Dynamik, die Variation und der Wandel sprachlicher Strukturen im Fokus stehen. Wir werden uns daher begleitend auch theoretischen Modellen anderer wissenschaftlicher Disziplinen widmen, die auf die eine oder andere Weise versuchen dynamische Systeme abzubilden. Eine der zu Grunde liegenden Fragestellungen wird sein, welche Aspekte bei der Beschreibung anderer dynamischer Systeme auf die Beschreibung und Erklärung sprachlicher Phänomene übertragbar sind. Zudem werden wir diachrone Aspekte existierender Sprachtheorien anschauen und daraufhin analysieren, inwieweit ihr Erklärungspotenzial zum Verständnis menschlicher Sprache insgesamt beiträgt. Anhand ausgewählter Beispiele sprachlichen Wandels und sprachlicher Variation werden wir die verschiedenen theoretischen Ideen auf ihre Adäquatheit überprüfen und mögliche Vorteile und Schwierigkeiten diskutieren. Schließen