14800 Einführung

SoSe 18: Reise und Prüfung: Religion in Epos und Roman der griechischen Antike

Susanne Gödde

Kommentar

Literatur und Religion gehen in der griechisch-römischen Antike eine besondere Verbindung ein: Seit dem Beginn der literarischen Produktion der Griechen, in den Homerischen Epen, sind die Götter nicht nur – wie die Menschen – Protagonisten der Handlung, sondern häufig auch deren ‚Regisseure‘. Konzepte wie Schicksal und Zufall, Glück und Unglück, Katastrophe und Rettung werden so divinisiert, aber auch formalisiert. Diese Dynamik wird in einer Gruppe von Texten auf die Spitze getrieben, die als ‘griechische Liebes- und Abenteuerromane’ bezeichnet werden und zwischen dem 1. und dem 4. Jh. n. Chr. verfasst wurden. Der bekannteste der 5 vollständig erhaltenen Romane ist der Hirtenroman Daphnis und Chloe von Longos; für die Geschichte des modernen Romans spielt der narratologisch komplexe Roman des Heliodor, die Aithiopischen Geschichten, eine wichtige Rolle. Die Romane handeln durchweg von der Verbindung eines Liebespaars, das gegen allerlei Anfechtungen durch Räuber, Piraten und die Unwägbarkeiten der Seefahrt, aber auch durch erotische Avancen und die Gefahren des Treuebruchs, einander Liebe und Keuschheit zu bewahren sucht. Die verschlungenen Reisewege durch die mediterrane Welt werden dabei von Aphrodite und Eros bestimmt, aber auch von der ambivalenten Schicksalsgöttin Tyche, die für die Erfahrung der – insbesondere maritimen – Kontingenz steht und doch zugleich ein vom Dichter arrangiertes Element des Plots darstellt. Vor dem Hintergrund der antiken Mysterienkulte wurden diese Texte immer wieder als Allegorien einer Lebensreise und der Einweihung in das ‚Mysterium der Ehe‘ gelesen, für die die zu bestehenden Abenteuer dann als Prüfungen fungieren. Zugleich inszenieren die Romane mittels der Spannung auf das Ende hin die Lust des Lesens in Analogie zum aufgeschobenen sexuellen Begehren der Protagonisten. Die Veranstaltung diskutiert im Durchgang durch die 5 Romane und vor dem Hintergrund der Homerischen Epen (insbesondere der Odyssee), wie in dieser Literatur religiöse Providenz oder profane Kontingenz, der unhintergehbare Zufall und Vorstellungen eines ‚Heilsplans‘ miteinander konfrontiert werden und inwiefern diese Konfrontation zugleich den Gender-Diskurs und die Narratologie der Romane mitbestimmt. Materialien (Handouts) werden zu den jeweiligen Sitzungen zur Verfügung gestellt. Schließen

Literaturhinweise

Zur Vorbereitung empfohlen wird die Lektüre (eines oder mehrerer) der folgenden Romane: Achilleus Tatios: Leukippe und Kleitophon, übersetzt, eingeleitet und erläutert von Karl Plepelitis, Stuttgart 1980. /Chariton: Kallirhoe. Griechisch und deutsch, übersetzt und kommentiert von Christina Meckelnborg, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2012./ Heliodor: Die äthiopischen Abenteuer von Theagenes und Charikleia, übers. v. Horst Gasse, Stuttgart 1972 [Reclam].?/ Longos: Daphnis und Chloe, Übersetzung und Nachwort von Arno Mauersberger, Frankfurt a. M., 1976./ Xenophon von Ephesos: Ephesiaka [Habrokomes und Anthia], in: Im Reich des Eros. Sämtliche Liebs- und Abenteuerromane der Antike, hrsg. von Bernhard Kytzler, Düsseldorf und Zürich 2001, Bd. 1. [In den 2 Bänden dieser Ausgabe finden sich auch Übersetzungen aller anderen genannten Romane.]/ Zur Einführung Holzberg, Niklas: Der antike Roman. Eine Einführung [zuerst 1986], 3. Auflage: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006. Schließen

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