SoSe 18: V-Literatures of Medieval Britain: Modernity and Alterity in the Literatures of Medieval Britain I:Deploying the Dead
Andrew James Johnston
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Während Tod und Sterben in den westlichen Gesellschaften weitgehend an den Rand des sozialen Raumes gedrängt werden, spielen die Toten selbst mitunter eine überraschend aktive Rolle im gesellschaftlichen Alltag und Selbstverständnis. Als im Jahr 2012 die Überreste des englischen Königs Richards III. unter dem Parkplatz eines Supermarktes entdeckt wurden, folgten der Exhumierung erhitzte Diskussionen über die historische Bedeutung seiner Herrschaft, die Relevanz der mittelalterlichen Vergangenheit sowie Art, Ort und Weise seiner erneuten Bestattung. Gleichzeitig erfolgte in Madrid die Suche nach den Gebeinen Miguels de Cervantes, dem Nationaldichter und Symbol spanischer Einheit, vor dem Hintergrund anhaltender Diskussionen über die Exhumierung und Identifizierung der Opfer des Spanischen Bürgerkriegs. Wie diese Beispiele zeigen, geht der Umgang mit menschlichen Überresten weit über Fragen von Bestattungstraditionen, Denkmalschutz und Tourismus hinaus. Der symbolische und tatsächliche Umgang mit den Toten spielt eine wichtige Rolle bei der Herausbildung und Bestimmung gesellschaftlicher Werte und Identitäten wie auch bei der Durchsetzung (geschichts)politischer Interessen. In der Vorlesungsreihe wird diskutiert, wie und warum die Toten zum Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, gesellschaftlicher Kontroversen oder der Herstellung individueller und kollektiver Identitäten werden können und was uns solche Aushandlungsprozesse zwischen Lebenden und Toten über uns selbst, unsere Vergangenheit und Zukunft sagen können. Dabei werden literarische Texte eine besondere Rolle spielen.
Bei der interdisziplinären Ringvorlesung handelt es sich um eine Veranstaltung des internationalen Forschungsprojekts „Deploying the Dead (Deepdead)“, das im Rahmen des HERA Joint Research Programme „Uses of the Past“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und von ‚Humanities in the European Research Area‘ (HERA) gefördert wird. Die Namen der Vortragenden und Titel der Einzelvorträge werden vor Semesterbeginn u.a. auf der Projektwebsite (www.deepdead.eu) bekanntgeben.
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