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Seminar
SoSe 18: Journalismus als Konzept der "westlichen" Moderne und Alternativen dazu
Irene Neverla
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In diesem Seminar soll über den Tellerrand des „westlichen“ Verständnisses von Journalismus geschaut werden. Es soll damit der Blick geschärft werden für „unser“ Verständnis von Journalismus, für die Bedeutung des Journalismus innerhalb der Moderne, in der Demokratie und im Kapitalismus, für Strukturschwächen und Fehleranfälligkeiten des Journalismus, um letztlich auch Veränderungspotentiale besser erkennen zu können.
Eine Kernüberzeugung in der wissenschaftlichen Disziplin Journalistik (und auch in der politischen Öffentlichkeit) ist es, dass dem Journalismus eine tragende Funktion in modernen, demokratischen Gesellschaften zukommt. Tatsächlich gibt es für diese Position gute historische Belege, wenn man die Geschichte des Journalismus und der demokratischer Institutionen in westlichen Ländern betrachtet, die miteinander eng verknüpft sind. Auch der Blick auf gegenwärtige Entwicklungen könnte bestätigen, dass trotz Fehleranfälligkeit und trotz Strukturschwächen der Journalismus für die Informationsversorgung der Gesellschaft sowie als Kritik- und Kontrollinstanz gegenüber den Mächtigen eine bedeutende Rolle spielt.
Wie aber ist die Position des Journalismus in anderen Ländern, in anderen Kulturen mit anderen historischen Hintergründen und anderen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen? Eine Antwort darauf ist nicht einfach zu finden, weil die wissenschaftliche Literatur begrenzt ist. Wenn wir uns aber auf die Suche begeben und uns mit ihr auseinandersetzen: Was können wir lernen über die Funktion des Journalismus in anderen Gesellschaftssystemen? Wie weit enthält das westliche Bild des Journalismus einen „western bias“, ist also geprägt von unserer eigenen Geschichte und Gegenwart und ideologischen Überzeugungen, und daher vielleicht blind für andere Funktionszusammenhänge? Kann Journalismus – als Beispiel und ganz konkret gefragt – in einem von Armut, Kolonialismus, Diktatoren und Korruption geprägten Land, mit einem hohen Anteil von Analphabeten, dieselbe Funktion erfüllen wie in westlichen Wohlstands-Demokratien? Wie sieht es in Transformationsgesellschaften aus? Können und sollen JournalistInnen unter allen denkbaren Bedingungen primär für die „neutrale“ Informationsvermittlung zuständig sein? Andersherum gefragt: Was können wir hier, in Deutschland, lernen aus Konzepten und Erfahrungen des Journalismus in anderen Ländern?
Solche und ähnliche Leitfragen (die sowohl erweiterbar wie auch präzisierbar sind), sollen uns durch das Seminar führen. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen soll von zwei Seiten her erfolgen, sowohl theoretisch wie auch praxisbezogen: Einmal durch Lektüre der konzeptionellen und der empirischen wissenschaftlichen Literatur zum Journalismus aus nicht-europäischen Ländern. Hierfür werden wir uns den Literaturfundus in ausgewählten Ländern erarbeiten. Ein Großteil der Literatur hierfür ist englischsprachig, daher ist die Recherche und Lektüre englischsprachiger Texte verlangt. Zum anderen durch den Bezug auf die journalistische Praxis in ausgewählten Ländern.
Vorgehen: Abwechselnd Plenumssitzungen und Arbeitsgruppen; Vorträge der Dozentin, Lektüre von Texten und Diskussion, Sichtung von journalistischen Produkten, Zwischenberichte (Referate) der TeilnehmerInnen zu den von ihnen gewählten Themen für Hausarbeit.
Literatur: Wird bekanntgegeben
Leistung: Hausarbeit 12-15 Seiten, mit Zwischenberichten im Seminar.
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Fri, 2018-04-20 10:00 - 16:00 Sat, 2018-04-21 10:00 - 16:00 Fri, 2018-06-01 10:00 - 16:00 Sat, 2018-06-02 10:00 - 16:00 Fri, 2018-06-29 10:00 - 16:00 Sat, 2018-06-30 10:00 - 16:00