15378 Seminar

SoSe 19: (GEND) Die Grammatik sexueller Politiken. Kontinuitäten und Brüche im Zusammenspiel von "race" und Sexualität in (post-)kolonialen Kontexten

Gundula Ludwig, Jennifer Ailed Chan de Avila

Kommentar

Die Herausbildung sexueller Politiken in westlichen Gesellschaften im 19. Jahrhundert kann ebenso wenig ohne die ihnen zugrundeliegenden Rassisierungsprozesse verstanden werden wie die Genese kolonialer Herrschaftsstrukturen ohne deren Mechanismen (hetero-)sexueller Normierungen. Die Konstruktion von „Weiß-Sein“ und „Westlich-Sein“ basierte auf der Konstruktion einer „normalen“ Sexualität so wie die Konstruktion von rassisierten „Anderen“ auf der Zuschreibung von sexuellen Perversionen beruhte. Bereits in Kolonialzeiten war die Verschränkung von ‚race’ und Geschlechter- und sexuelle Politiken immer auch eine Machttechnik, um Zustimmung zu dem eigenen Staat und eine Identifizierung mit diesem zu organisieren. In Kolonialzeiten galten eine rigide, patriarchale Geschlechterordnung, streng dichotome Geschlechterkonstruktionen und Heterosexualität als Ausdruck von Fortschrittlichkeit und „Zivilisation“. Abweichende, „perverse“ Sexualitäten galten ebenso wie zu wenig differenzierte Geschlechterrollen als Ausdruck von „Primitivität“, „Barbarismus“, und mangelnder Zivilisation. Über diese Anordnungen wurden nicht nur koloniale Grenzziehungen, Hierachisierungen und Gewalt verfestigt und legitimiert. Ebenso fungierten diese Zuschreibungen auch als Machttechniken, um nationalstaatliche Zugehörigkeit bei weißen Europäer_innen anzuregen. Diese rassisierende Grammatik sexueller Politiken hat auch in postkolonialen Kontexten nicht an Bedeutung verloren. Sexualität spielt auch in der Gegenwart eine wichtige Rolle, um Grenzziehungen zwischen westlichen und nicht-westlichen Gesellschaften zu ziehen. Allerdings haben sich hier die Vorzeichen geändert: Nun gelten als Indiz für Fortschrittlichkeit nicht länger rigide Geschlechter- und sexuelle Politiken, sondern als fortschrittlich und demokratisch gelten sexuelle Freiheiten und sexuelle Toleranz. Vor diesem Hintergrund gelten nun jene Kulturen und Nationen als rückständig und undemokratisch, die ihren Bürger_innen sexuelle Vielfalt und Freiheit verwehren. Versprechen von geschlechtlicher und sexueller Freiheit wurden zum Gradmesser für Moderne, Demokratie und Fortschrittlichkeit. In der Lehrveranstaltung sollen Kontinuitäten und Brüche in der Verwobenheit von Sexualisierungs- und Rassisierungsprozessen anhand von Texten aus den Bereichen postkolonialer Queer Theorie und queer native studies diskutiert werden. Ziel des Seminars ist, aufzuzeigen, inwiefern politische Regulierungen von Sexualitäten, sexueller Subjekte, sexueller „Normalitäten“ und „Abweichungen“ mit Rassisierungsprozessen verwoben waren und sind. Auf diese Weise soll sichtbar gemacht werden, dass sexuelle Politiken ein zentrales Scharnier in der Konstruktion von nationalstaatlicher Zugehörigkeit und in (post-)kolonialen Anordnungen von Nationalstaaten und deren Bürger_innen sind. Schließen

13 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 10.04.2019 12:00 - 14:00

Dozenten:
Dr. Jennifer Ailed Chan de Avila
Dr. Gundula Ludwig

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Ihnestr.21/A Hörsaal (Ihnestr. 21)

Mi, 17.04.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 24.04.2019 12:00 - 14:00

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Ihnestr.21/A Hörsaal (Ihnestr. 21)

Mi, 08.05.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 15.05.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 22.05.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 29.05.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 05.06.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 12.06.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 19.06.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 26.06.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 03.07.2019 12:00 - 14:00

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Mi, 10.07.2019 12:00 - 14:00

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Dr. Jennifer Ailed Chan de Avila
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Räume:
Ihnestr.21/A Hörsaal (Ihnestr. 21)

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