In einem der Gebäude des OSI, der Ihnestr. 22, war von 1927 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik beheimatet. Seine Mitarbeiter_innen betrieben "rassenhygienische" Forschungen, arbeiteten an der Kategorisierung von Menschen und wollten die Erblichkeit von Krankheiten und sozialem Verhalten nachweisen. In der Geschichtsschreibung wird das "KWI-A" vor allem für seine Dienste an der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik erinnert, die viele Opfer forderte. Das KWI-A wurde aber nicht während des Nationalsozialismus, sondern im Zuge der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland, während der Weimarer Republik, gegründet. Welche Rolle spielten rassistische Lebenswissenschaften in der Weimarer Republik? Dieser Frage widmet sich das Seminar ausgehend von der Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie. Anhand historischer Forschungsliteratur zur Geschichte des KWI-A sowie zum historischen Kontext ordnen wir die Geschichte des Instituts historisch ein und versuchen uns an einer Theoretisierung zu den Beziehungen von Lebenswissenschaften und Staat. Das Seminar fokussiert bewusst auf die Gründungsjahre und die erste Arbeitsphase des KWI-A (1920-1933). Dabei finden die Geschichte von Lebenswissenschaften im Deutschen Kaiserreich inkl. seiner Kolonien sowie die Geschichte des Instituts nach 1933 aber als Ausgangs- und Fluchtpunkte Berücksichtigung. Schließen