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SoSe 19: Zahnräder des Gesamtkunstwerks: Die Theatertechniker-Familie Brandt. Aktuelle Arbeitsweisen objektbasierter Theaterhistoriografie

Peter Jammerthal

Kommentar

In der Utopie des Gesamtkunstwerks - im 19. Jahrhundert nicht allein von Richard Wagner erträumt - vereinen sich nicht nur Musik und Drama, sondern sämtliche am theatralen Ereignis beteiligten Künste, auch Szenografie und Licht, zu perfekter Synthese.

In der praktischen Umsetzung unter den technischen Voraussetzungen der Zeit knirschen unter der Oberfläche kunstreligiös verbrämter, pseudonordischer Mythologeme die Zahnräder eines raffinierten Kulissenzaubers und neuester bühnentechnischer Tricks, teils aus dem elaborierten Unterhaltungstheater europäischer Metropolen abgeschaut.

Besonders das Materiell-Technische schien jedoch häufig vom Absturz ins unfreiwillig Komische bedroht: Dem aus London bestellten Drachen Fafner fehlte zur Bayreuther Ring-Premiere ein Halssegment, die Illusion schien schwer gestört. Und dies wirft die Frage nach dem eigentlichen Verhältnis von Dramaturgie, Medialität und Rezeption im Konzept des Gesamtkunstwerks auf, auch im Gegenentwurf von Adophe Appia, der Wagners Inszenierungsästhetik zu überwinden suchte.

Neben der Coburger Dekorationsmalerfamilie Brückner waren die Theatertechniker der Familie Brandt die einfallsreichsten Erfüllungsgehilfen szenischer Visionen der späten illusionistischen Kulissenbühne. Der Nachlass der Familie Brandt ist nun in den Besitz der Theaterhistoríschen Sammlungen übergegangen und das Seminar bietet - auch zur Vorbereitung eines geplanten Digitalisierungsprojekts - Gelegenheit zu einer ersten Sichtung, Ordnung und Analyse eines bedeutenden Konvoluts von technischen Zeichnungen, Bühnenplänen und künstlerischen Entwürfen, das bislang nur in Ausschnitten veröffentlicht und diskutiert worden ist.

Hauptseminar und Übung können nur gemeinsam besucht werden. Schließen