297C1

SoSe 19: Sozial- und Kulturanthropologie der Geschichte des Menschen

Martin Voß

Kommentar

In diesem Seminar beginnen wir mit der alten philosophischen Frage nach dem Wesen des Menschen und begreifen ihn als "exzentrisch positioniert" und "weltoffen" (Scheler, Plessner, Gehlen), das heißt als kontingent, als Prozess, als sich und seine Umwelt stets neu schöpfend. Das heißt auch: Der Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand, allerdings fehlen ihm offenbar die Fähigkeiten zur Organisation größerer sozialer Aggregate (Claessens). Es gelingt ihm weder, kollektive Ziele für alle verbindlich zu definieren noch individuell befürwortete Ziele kollektiv zu verfolgen (Norbert Elias), immer wieder rennt er dadurch in Probleme, Krisen oder gar Katastrophen hinein. Es haben sich historisch Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensweisen sowie Institutionen herausgebildet, die diesen Prozess in lokalspezifischen Umwelten strukturieren, mit stabilisierender Wirkung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist der Mensch als Produkt seiner Geschichte - als Kulturwesen - auch in seinen Möglichkeiten eingeschränkt.
So wollen wir in diesem Seminar mit einem besonderen Blick auf Formen der Regulierung des Sozialen sowie des Mensch-Umweltverhältnisses fragen und diskutieren: Wie sind wir geworden, wer wir sind? Zu welchem Zeitpunkt der Entwicklung wären andere Entwicklungspfade denkbar gewesen? Wie wäre diese weitere Entwicklung wohl gelaufen? Was ist der Mensch heute? Schließlich enden wir mit aktuellen Fragestellungen: Was machen bspw. die Digitalisierung und künstliche Intelligenz, soziale Netzwerke und virtuelle Welten mit uns? In dieser Lehrveranstaltung werden wir Zugänge verschiedener Disziplinen diskutieren, diese aber sozialkonstruktivistisch reflektieren. Schließen