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SoSe 19: Die Brücke-Künstler im Nationalsozialismus. Legenden und Nachkriegsnarrative. Neueste Forschungen

Meike Hoffmann

Hinweise für Studierende

Das Seminar ist parallel zu den beiden ab April 2019 geöffneten Ausstellungen „Flucht in die Bilder? Die Künstler der Brücke im Nationalsozialismus“ im Brücke-Museum und dem Kunsthaus Dahlem, sowie „Emil Nolde. Eine deutsche Legende - Der Künstler im Nationalsozialismus“ im Hamburger Bahnhof konzipiert. Ein Teil der Sitzungen wird vor Ort in den Museen stattfinden. Schließen

Kommentar

Das, was heute mit den ehemaligen Brücke-Künstlern – Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Emil Nolde – im Nationalsozialis-mus assoziiert wird, ist in erster Linie die Verfemung ihrer Kunst. Die meisten ihrer Werke in öffentlichem Besitz wurden 1937 als „entartet“ aus den Beständen ent-fernt, etliche ihrer bekanntesten Gemälde in der heute legendären Ausstellung „Entartete Kunst“ verhöhnt. Über Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde wurden 1941 Berufsverbote verhängt. Wirft man den Blick jedoch genauer auf die jeweiligen Le-bensabschnitte der Künstler während des „Dritten Reichs“, so wird deutlich, dass diese nicht lediglich auf das Schlagwort der „Entartung“ reduziert werden können, da solch eine Verkürzung der komplexen biografischen Situation und den Positio-nierungsversuchen der einzelnen Maler nicht gerecht wird. Wie also erging es den Künstlern tatsächlich in der Zeit des Nationalsozialismus? Welches waren ihre Handlungsspielräume im Kontext der offiziellen Kunstpolitik und wie sahen ihre Alltagsrealitäten aus? Einbezogen in das Seminar ist auch die Zeit nach 1945. Ge-nerell erhielten die Expressionisten in den ersten Nachkriegsjahren eine Leitbild-funktion, ihre nun als unbelastet gewertete Kunst wurde zum Symbol demokrati-scher, humaner Werte. Die Rehabilitierung der von den Säuberungsaktionen und Verfemungen der Nazis betroffenen Künstler galt als oberstes Gebot aller vier Be-satzungsmächte. Auf diesen Deutungsmustern setzte die Kanonisierung der Mo-derne an, die bis heute unser kunsthistorisches Verständnis prägt. Im Seminar wol-len wir uns in Einzelstudien den Fragen widmen und den Perspektivwechsel ver-stehen: weg vom einseitigen Opfernarrativ der Verfemten, hin zu einem Verständnis der Künstler jenseits der bekannten Narrative und Legenden. Schließen

Literaturhinweise

Einführende Literatur: Adolf Behne, Entartete Kunst, Berlin 1947; Werner Haftmann, Verfemte Kunst. Bil-dende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozia-lismus, Köln: DuMont, 1986; Christian Saehrend, "Die Brücke" zwischen Staats-kunst und Verfemung: Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Re-publik, im "Dritten Reich" und im Kalten Krieg, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2005; Meike Hoffmann / Aya Soika, Flucht in die Bilder? Die Künstler der Brücke im Nati-onalsozialismus, München: Hirmer, 2019; Aya Soika / Bernhard Fulda, Emil Nolde. Eine deutsche Legende - Der Künstler im Nationalsozialismus, 2 Bd., München: Prestel, 2019. Schließen