Wohl kaum ein Zeitpunkt steht so paradigmatisch für das Ineinander von historischem Einschnitt und filmhistorischem Umbruch wie 1945. Das Seminar will an Beispielen aus unterschiedlichen europäischen Ländern – wie dem italienischen Neorealismus oder dem deutschen Trümmerfilm, um nur die markantesten zu nennen – untersuchen, inwiefern hierin eine bloße Kausalität oder repräsentierende Reaktion zwischen Geschichte und Film herrscht, sondern die Filme selbst an der Herstellung der spezifischen Zeitlichkeit und Historizität der Nachkriegssituation beteiligt sind. Es soll herausgearbeitet werden, wie die Filme sich auf unterschiedliche Genres, Stile und Bildtraditionen stützen und daraus neue Wahrnehmbarkeiten und Expressivitäten zu gewinnen suchen, um eine Perspektive auf die Situation nach 1945, auf die Traumata und Bruchstellen des Zweiten Weltkriegs und auf die Frage danach, wie es weiter gehen kann, herzustellen. Die Übung wird sich darauf konzentrieren, filmhistoriografische Methoden und theoretische Perspektiven differenziert zu beleuchten. In erster Linie geht es darum, die Poetiken des filmgeschichtlichen Wissens zu untersuchen, d.h. die Art und Weise zu befragen, wie „Filmgeschichte“ zustande kommt, wie sie erzählt wird und welche Schichten, Perspektiven und Aspekte wir unterscheiden können. Schließen