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SoSe 19: Literatur und Recht

Gesa Dane

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Schwere Verbreche, Urteile und Fehlurteile gehören zu den prominenten Themen der Literatur seit alters her. Vom Kindsmord über Bruder-, Vater- und Muttermord bis hin zu Vergewaltigung, Inzest, Raub, Erpressung, all das wird in literarischen Texten aller Gattungen thematisiert. Die Literatur problematisiert zudem menschliche Verhaltensweisen, die moralisch verwerflich sind, ohne dass es in ihrer Zeit dafür eine strafrechtliche Verfolgung gibt. Wie sich im Laufe der Jahrhunderte das Verhältnis von Literatur und Recht und Rechtsbruch ausnimmt, wird in der Vorlesung zu untersuchen sein. War im 17. Jahrhundert die Literatur durch die Darstellung abschreckender Strafen an der Durchsetzung von Recht und Gesetz beteiligt, so nimmt sie seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert an der Rechtskritik teil, wenn sie auf die soziale Voraussetzungen einer Tat hinwies, auf die Unangemessenheit rechtlicher Normen und damit auch Strafen (wie etwa die Todesstrafe bei Kindsmord) diskutiert. Das Verhältnis der Literatur zum Rechtssystem ist also historisch variabel und muß jeweils im Kontext der Zeit diskutiert werden. Die Vorlesung wird zeigen, dass viele Texte erst sprechend werden, wenn man sie im Kontext der rechtlichen Normen ihrer Zeit versteht. Das führt dann auch zu Fragen danach, was Schuld eigentlich ist, wann und wie sie zurechenbar ist, damit kommen dann auch Fragen nach Verantwortung und Willensfreiheit zur Sprache. Nicht zuletzt stellt sich die grundlegende Frage nach Recht und Gerechtigkeit. Indem sie diese anthropologischen, rechtstheoretischen und philosophischen Fragestellungen aufwirft, partizipiert Literatur am großen Prozess der Bildung und Veränderung des Rechtsgefühls der Menschen und damit ihrer Selbstverständigung im geschichtlichen Prozess. close