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SoSe 19: Lesen, Recherchieren, Diskutieren. Varianten und Formate der Produktionsdramaturgie

Giorgio Chiappa

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‚Dramaturgie‘ ist – wie vieles im Theater – keine exakte Kunst. In der viel verbreiteten, jedoch kaum hinterfragten Auffassung von Bertolt Brecht fördert sie eine Vereinigung von Theorie und Praxis im Theater: In den Messingkauf-Dialogen redet der Dramaturg von der Bühne her und führt im Gespräch mit Philosophen und Schauspieler_innen vor, wie Theorie und Wissen mit theatralischer Praxis zu vereinbaren seien – er stehe dabei als bloßer Initiator und Assistent da. Das Seminar verfolgt das Ziel, diese Konzeption von Dramaturgie im Brecht’schen Sinne (textbasierte Produktionsdramaturgie) als eine (geistes)wissenschaftlich-orientierte Praxis zu analysieren: Stellt Dramaturgie etwa eine Instanz der Forschung im Theater dar? Was wird von Produktionsdramaturgie eigentlich ‚produziert‘? Was für eine Rolle haben dramaturgische Erzeugungen – wie bspw. das Programmbuch – als Formen der Wissensvermittlung im Theater? Was für Berührungspunkte und Dissonanzen ergeben sich zwischen der Arbeit um Theater des Dramaturgen und die Arbeit am Theater der Schauspieler_innen, der Regisseure und der Technik? Um diesen Fragen nachzugehen, werden wir gemeinsam Texte aus dem Diskurs über Dramaturgie seit der Nachkriegszeit lesen (Brecht, Beiträge der Dramaturgischen Gesellschaft, Interviews und Zeugnisse von Dramaturg*innen…) sowie Beispiele ihrer meistbekannten Produkte, nämlich die Programmhefte – eine besondere Rolle werden dabei Programmbücher und Dokumentationen zu Inszenierungen aus der Schaubühne am Halleschen Ufer Berlin in den 1970er Jahre, ein Theaterhaus, das als Höhepunkt des Kontakts zwischen Produktionsdramaturgie und Geisteswissenschaften gilt. Geplant ist auch ein Archivbesuch bei der Akademie der Künste, der uns einen Einblick in die Werkstatt der Schaubühne-Dramaturgen durch die Restprodukte ihrer Arbeit (Strichfassungen, kommentierte Texte, Marginalien zu den Programmbüchern usw.) verschaffen wird. close