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Graduate Course
SoSe 19: Kälte
Georg Witte
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Die Kälte ist eine ubiquitäre Metapher – „kalter Krieg“ und „kalte Medien“, „kalte Abstraktion“, „kaltes Blut“, „COOL“. Die Semantik dieses Metaphernfelds spannt sich zwischen Tod und energetischer Naturgewalt. Ausgehend von der literarischen Karriere dieser Metapher zwischen Romantik und lyrischer Moderne („kaltes Herz“, „Eisvogel“, „Schneesturm“, „Winterwald“) sollen im weiteren Verlauf des Seminars anthropologische und sozialpsychologische Dimensionen der Kälte diskutiert werden: Kulte der Gefühlskälte und Affektimmunität etwa im Dandytum und den „Verhaltenslehren der Kälte“ (Helmut Lethen) der neuen Sachlichkeit.
Auch das kalte Schreiben als literarischer Habitus (von Vasilij Rozanov und Viktor Šklovskij bis zu Thomas Bernhard und Kathrin Passig) rückt hier ins Blickfeld. Schließlich sollen narrative Modellierungen von Raum und Zeit im Zeichen der Kälte untersucht werden: Erzählungen von russischen Winterkriegen und Schlachtfeldern aus Eis (der vereiste Peipussee in Sergej Eisensteins Film „Alexander Newskij“, Stalingrad in Alexander Kluges „Schlachtbeschreibung“), von Eroberern der Arktis und den literarischen Reflexionen ihrer Mythen (bei Guntram Vesper, Sten Nadolny, Christoph Ransmayr und ihren romantischen Vorgängern), Visionen von Eiszeiten und Kältetod-Phantasien (zwischen „Ice Age“ und „The Day After Tomorrow“) sowie vom kosmischen Eis (in Science Fiction und in der „Eis“-Trilogie des russischen Romanciers Vladimir Sorokin). close
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