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SoSe 19: Décadence, Jahrhundertende

Cornelia Ortlieb

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Gegenläufig zu Fortschrittserzählungen und einer zumindest oft unterstellten Zukunftsbegeisterung des 19. Jahrhunderts, finden sich europaweit zu dessen Ende hin zunehmend düstere Entwürfe von Zeit- und Weltenende, Niedergang und Auflösung. Mit dem geläufigen französischen Titel Fin de siècle/Jahrhundertende ist somit nicht nur eine bestimmte Zeitspanne, sondern diese gemischte Haltung und Empfindung gemeint, wie der zweite gebräuchliche Name der Epoche, Bewegung oder Stilkategorie Décadence/Dekadenz zugleich deren zentrales Konzept benennt. In solchen Selbstbeschreibungen der frühen und der ‚klassischen‘ Moderne ist mit dem Konstatieren von Verfall und Zerstörung jedoch typischerweise auch die Vorstellung einer zunehmenden Verfeinerung zu finden, sei es der Sinne und der Empfindungen oder der künstlerischen Ausdrucksformen. Das Seminar wird die literarische Entfaltung dieser Themen und Motive bei Nietzsche, Fontane, Hofmannsthal, George, Rilke, Kafka und Thomas Mann beleuchten, mit Blick auf deren vielfältige Bezüge zur Literatur des europäischen Symbolismus. Zur Anschaffung: Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Text und Kommentar, Frankfurt a.M. 2000 (= Suhrkamp Basisbibliothek), Theodor Fontane: Cécile, Stuttgart 2013 (= Reclam Universalbibliothek), Hugo von Hofmannsthal: Der Tor und der Tod, Franz Kafka: Das Urteil. Originalfassung, Frankfurt a.M. 2008 (= Fischer Taschenbuch) Zur Einführung: Caroline Pross: Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne, Göttingen 2013, Dieter Kafitz: Décadence in Deutschland. Studien zu einem versunkenen Diskurs der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts, Heidelberg 2004, Wolfdietrisch Rasch: Die literarische Décadence um 1900, München 1986, Roger Bauer: Die schöne Décadence. Geschichte eines literarischen Paradoxons, Frankfurt a.M. 2001. close

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Lecturers:
Univ.-Prof. Dr. Cornelia Ortlieb