Berlin, Alexanderplatz ist ein Knotenpunkt, an dem sich unterschiedlichste Bewegungen überlagern, ineinandergreifen und eine Szenerie zur Verfügung stellen, an dem der Puls der Stadt greifbar wird. Bewegungsflüsse winden sich durch die Gebäude, unterteilen sich in verschiedene Rhythmen des öffentlichen Nahverkehrs oder werden durch Securityregelungen oder Street-Performances umgeleitet. Die Polizeistreife hat eine geregelte Choreographie, die den Platz durchzieht, während Streetart-Künstler ihre Performances auf die Aufmerksamkeitskapazitäten der Passanten angepasst haben. Wie stellt sich die urbane Choreographie dabei eigentlich her? Welchen Regeln folgt sie und welchen Beweggründen unterliegen diese Regeln? Wer hat ein Interesse am ungebrochenen Fluss? Praktische künstlerische Eingriffe können die inhärenten und verborgenen Strukturen von urbanen Räumen sichtbar machen. Künstlerische Forschung umfasst dabei ein Feld von Untersuchungsmethoden, die sich diesen Strukturen auf unterschiedliche Weise annähern können. In der Übung werden wir verschiedene Verfahrensweisen von künstlerisch bzw. künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung auf die Alltagschoreographien um den Berliner Alexanderplatz anwenden und so dessen Facettenreichtum kennenlernen. In Gruppenarbeit versuchen wir durch künstlerische Methoden klare Forschungsfragen zu beantworten und in einen diskursiven Zusammenhang zu stellen. In kleinen Bewegungsexperimenten im Dance Lab oder im Feld soll den Möglichkeiten und Grenzen von künstlerischer Forschung nachgegangen werden. Wann leisten die Ergebnisse einen Beitrag zu einer Forschungsdiskussion und wann geht es eigentlich eher um künstlerische Recherche im Sinne der Materialentwicklung im Kontext einer Stückentwicklung? Welche Schichten des sozialen Raums des Alexanderplatzes können durch eine choreographische Perspektive beleuchtet werden, die ohne tänzerisches Wissen nicht sichtbar sein würde? In der gegenseitigen Präsentation von künstlerischen Forschungssettings werden wir uns diesen Fragen widmen. close