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SoSe 19: Naturkonzepte in der Gegenwartsliteratur

Dorit Müller

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Pflanzen gelten seit jeher als Inbegriff des Passiven. Im Unterschied zu den Tieren werden ihnen Fähigkeiten wie Atmung, Bewegung, Sensibilität oder Rationalität abgesprochen. Wohl deshalb spielten sie lange Zeit nur eine periphere Rolle in der Literaturwissenschaft. Wurden sie thematisiert, dann als Teil des Schauplatzes oder als schmückendes Beiwerk, als Bedeutung übertragende Symbole oder Metaphern, die Bezüge zwischen und innerhalb von Texten herstellen. Gleichwohl zeigt ein Blick in die Literaturgeschichte, dass literarisch verhandelte Anpflanzungen, Gärten und Treibhäuser immer auch Imaginationsräume waren, in denen Überschreitungen der traditionellen Zuschreibungen stattfinden konnten. Die im Entstehen begriffenen Literary Plant Studies interessieren sich für diese Überschreitungen, indem sie danach fragen, auf welche Weise Pflanzen Handlungsmacht entfalten können, welche Prozesse der Transition und Transformation sie bedingen und welche Wissensfiguren sie verkörpern. Daran anknüpfend werden wir uns im Seminar mit aktuellen Erzähltexten und Gedichten von Ulrike Draesner, Valerie Fritsch, Thomas Hettche, Marion Poschmann, Silke Scheuermann und Jan Wagner befassen, in denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Wir werden u.a. untersuchen, in welchen Kontexten Pflanzen mit welchen Zuschreibungen auftauchen, welche Wissens- und Naturkonzepte an ihnen verhandelt werden und mit welchen literarischen Verfahren die Eigendynamiken pflanzlicher Prozesse sichtbar gemacht werden. Nicht zuletzt geht es auch um die Funktion literarischer Pflanzen als kritische Reflexionsfigur des Mensch-Natur-Verhältnisses. close

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Lecturers:
PD Dr. Dorit Müller