SoSe 20: Musik nach Shakespeare im Kino, Theater und Konzert
Albrecht Riethmüller
Hinweise für Studierende
Die Vorlesung wird im WS 2020/21 nachgeholt!
Kommentar
Kein literarischer Text der westlichen Welt ist von Komponisten mit mehr Musik bedacht worden als die Bibel. Das Stück Weltliteratur jedoch, das im säkularen Bereich dieselbe Stellung eingenommen hat, ist das Oeuvre von William Shakespeare. Die Palette reicht von den Musiken zu den ersten Aufführungen der Dramen um 1600 bis heute, schließt neben den Musiken zu Shakespeares Tragödien und Komödien zudem Opern nach ganzen Stücken oder Teilen daraus ebenso ein wie zahllose Vokal- und Instrumentalkompositionen (von Klavierliedern über Chorstücke hin zu sinfonischen Orchesterwerken). Im Laufe des 19. Jahrhunderts traten außerdem verstärkt noch Vertonungen der Sonette hinzu, im 20. Jahrhundert wiederum Musicals und Filmmusiken. Das 1991 bei der Oxford University Press erschienene fünfbändige Verzeichnis A Shakespeare Music Catalogue von Bryan N.S. Gooch und David Thatcher etwa verzeichnet allein für den Sommernachtstraum knapp 2.000 Titel in verschiedenen Rubriken. Und dort konnte noch nicht die quantitative Expansion von Musik registriert sein, die das Internet auch im Falle von Shakespeare mit sich gebracht hat. Wenn eine Bühnenaufführung oder ein Film keinen einzigen Vers des Barden mehr verwendet, kann man dann noch den Namen Shakespeare in Anspruch nehmen? Und wo liegen die Grenzen, an denen es noch gerechtfertigt ist, von einer „Musik nach Shakespeare“ zu sprechen?
Angesichts der unübersehbaren Fülle von Material wird die Vorlesung sich auf eine knappe Auswahl weniger Stücke und Themen beschränken müssen, um nicht bloß summarisch und abstrakt zu verfahren, sondern an einzelnen Beispielen konkret zu demonstrieren. Dabei soll erst mit dem 19. Jahrhundert begonnen und insbesondere der Medienwandel im 20. Jahrhundert berücksichtigt werden, weil er sowohl seitens der Musik bzw. Komposition als auch der Theatralität neue Verfahrensweisen und Verknüpfungen erkennen lässt.
Die Vorlesung gliedert sich wie folgt:
20.April
Historische Einleitung: Musik bei, zu und nach Shakespeare
27.April
Mendelssohns Ein Sommernachtstraum: Von der Konzertouvertüre über die Schauspielmusik zum Film Score
4.Mai
Sommernachtsträume I: Max Reinhardt & Erich Wolfgang Korngold (1935) vs. Woody Allen (1982)
11.Juni
Sommernachtsträume II: Film und Bühne (M. Hoffman, Royal Shakespeare Company, Salzburger Festspiele)
18.Juni
Ein Komponistenleben mit Shakespeare: Berlioz (1803-1869): Von der Ouvertüre Roi Lear über das Vokalstück La mort d’Ophélie zur Oper Béatrice et Bénédict
25.Juni
Musical Comedy und Popular Culture: Cole Porter (1891-1964): Kiss Me, Kate
1.Juni
Pfingstmontag
8.Juni
Gipfel der Shakespeare-Opern: Verdi (1813-1901): Macbeth, Otello und Falstaff
15.Juni
Hamlet-Variationen: Zwischen Schostakowitsch und Wolfgang Rihm
22.Juni
Dekonstruktion durch Vertonung oder Inszenierung: Strawinsky und die Sonette, T.B. Nelson und Othello
29.Juni
Verwandlung des Dramas in Orchestermusik und Ballett: Othello von Dvorák, Romeo und Julia von Tschaikowsky und Prokofjewv
6.Juli
Die Balkonszene aus Romeo and Juliet: Zeffirelli (Film), Gounod (Oper), Berlioz (Sinfonie), Bernstein (Musical)
13.Juli
Bernsteins West Side Story: Tragödie und Musical
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