SoSe 20: Von einem 'intelligenten Vorleser' zu einem 'Über-Schauspieler'. Schauspielkonzepte im Russland des frühen 20. Jahrhunderts
Swetlana Lukanitschewa
Hinweise für Studierende
Die Vorlesung wird im WS 2020/21 nachgeholt!
Kommentar
Bereits in der frühen Phase der Arbeit Stanislavskijs an der Entwicklung seiner Schauspielmethodik, d. h. in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre, stieß „die Kunst des Erlebens“, die in den Inszenierungen des Moskauer Künstlertheaters bis zur Perfektion getrieben zu sein schien, auf heftige Kritik in den russischen Literatur- und Theaterkreisen. Der erste Theaterpraktiker, der sich in die Polemik gegen Stanislavskij einschaltete, war der ehemalige Schauspieler des Stanislavskij-Ensembles Vsevolod Meyerhold. Unter den Forderungen, die Meyerhold an das „Theater der Zukunft“ gestellt hatte, war die Abschaffung der sogenannten „vierten Wand“, die im Künstlertheater die Bühne und den Zuschauerraum trennen sollte, sowie die Absage an das Text-Modell, das dem atmosphärisch-realistischen Theater zugrunde lag, zugunsten des Performance-Modells. Auch die „lebensechte“ Körpersprache der Darsteller sollte in Anlehnung an die Kunst der Pantomime durch rhythmische Bewegungen und Gesten von großer optischer Wirkung ersetzt werden. Wenige Jahre nach Meyerhold, in der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts, stießen zwei weitere Theatermacher zum Lager der Opponenten Stanislavskijs ? Aleksandr Tairov und Evgenij Vachtangov.
Der Gegenstand des Seminars sind die schauspieltheoretischen und theaterästhetischen Entwürfe von Stanislavskij, Meyerhold, Tairov und Vachtangov, die anhand ausgewählter Schriften dieser wichtigen Impulsgeber des europäischen Regietheaters des 20. Jahrhunderts diskutiert werden.
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