In der Ihnestraße 22, in dem sich heute ein Teil des Otto-Suhr-Institut (OSI) befindet, hatte von 1927 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) seinen Sitz. Das KWI-A war ein wichtiger Akteur in der Forschung über Vererbung im Menschen und in der Unterstützung rassistischer und ableistischer Politiken des Weimarer und nationalsozialistischen Staats. Seit Januar 2019 widmet sich ein am OSI angesiedeltes Projekt der Frage, wie am historischen Ort an diese Geschichte erinnert werden kann. Es muss sich mit Fragen auseinandersetzen, die für viele Projekte zur Erinnerung an Medizinverbrechen relevant sind, etwa: Wie lässt sich die Praxis "rassenhygienischer" und eugenischer Forschung darstellen und dabei gleichzeitig ihre Annahmen dekonstruieren? (Wie) Kann man am Täterort den Perspektiven der Opfer gerecht werden? Welche Rolle soll der historische Ort im Erinnern spielen? Wie können unterschiedliche Ausgrenzungserfahrungen adäquat gemeinsam erinnert werden? Wie lassen sich unterschiedliche historische Kontexte gemeinsam besprechen? (Wie) Lassen sich Kontinuitäten zu heute ziehen, ohne den spezifischen historischen und politischen Kontexten Unrecht zu tun? Diese Fragen stehen auch im Fokus des Seminars. Darin verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über die Geschichte des KWI-A und über die wichtigsten Entwicklungen in der Erinnerungspolitik in Deutschland. Wir setzen uns dann mit Positionen aus der Geschichtsforschung, Erinnerungspolitik und Ausstellungspraxis zu den oben genannten Fragen auseinander. Gastvortragende aus diesen Feldern geben regelmäßige Inputs, die wir im Seminar besprechen und an das Fallbeispiel KWI-A / Ihnestraße zurückbinden, um gemeinsam zu diskutieren, was wichtige Grundprinzipien für ein Erinnern in der Ihnestr. 22 sein sollten. Schließen