SoSe 20: Film und Anthropozän
Julia Bee
Hinweise für Studierende
ONLINE-KURS / Kurs-Anmeldung bis 26. April 2020 möglich
Für alle Lehrveranstaltungen in den Fächern Theater-, Tanz- und Filmwissenschaft sowie Kultur- und Medienmanagement entfällt die Shopping Period. Eine Anmeldung zu den LV ist deshalb für alle Kurse nur bis zum Ende der ersten Woche der Vorlesungszeit möglich (Sonntag, 26. April 2020). Bitte checken Sie regelmäßig Ihren FU-Mailaccount (ZEDAT-Mail)!
Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Corona-Virus an der Freien Universität Berlin wird diese Lehrveranstaltung im Sommersemester 2020 als Online-Kurs angeboten. Die Seminarleitung wird sich auf Basis der finalen Teilnahmeliste (Deadline: 26. April 2020) bei Ihnen per Mail melden und die Modalitäten des Online-Kurses mit Ihnen direkt klären. Bitte planen Sie ein, dass zu den angegebenen Seminarzeiten ggf. Videokonferenzen, Sprechstunden o.ä. stattfinden können. Weitere Änderungen werden an dieser Stelle bekanntgegeben.
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Wie gehen Filme mit der aktuellen Krise um, die als eine der größten der Menschheitsgeschichte gilt? Entstehen neue Genres, Ästhetiken und Bilder und welche älteren werden mobilisiert? Kann Film helfen, Mensch und Welt in ein gerechteres und sozialökologisch verträglicheres Verhältnis zu setzen?
Unter dem Begriff des Anthropozänfilms sollen sowohl ökologisch orientierte Filme als auch solche diskutiert werden, die in Form und Inhalt Krise und Katastrophe adressieren und verhandeln. Dabei werden konservative Erzählmuster kritisch betrachtet, aber auch das Potential des Films in den Fokus gerückt, neue Handlungsweisen, Subjektivitäten und Perspektiven – möglicherweise auch jene, die mehr als menschlich sind – zu adressieren.
Der Begriff des Anthropozäns von Paul Crutzen (2003) stammt aus der Geologie und beschreibt den Einfluss menschlicher Tätigkeiten als derart einschneidend für die Atmosphäre und Biologie des Planeten Erde, dass sich ein „Zeitalter des Menschen“ nachweisen lässt. Angesichts der aktuellen menschengemachten Katastrophe werden Zukunft und Einfluss des Menschen verhandelt – und dies nicht nur thematisch, sondern auch formal. Dies schlägt sich nicht nur in katastrophischen Affektmobilisierungen nieder, sondern auch in experimentellen ästhetischen Strategien.
Mit der Analyse von aktuellen und historischen dokumentarischen und fiktionalen Filmen loten wir den Begriff aus filmwissenschaftlicher Perspektive aus. Wir nähern uns dem Thema des Anthropozäns aber auch kritisch – denn dieser Begriff wurde vielfach aus postkolonialer, feministischer und wissenschaftstheoretischer Sicht erweitert und korrigiert. Dabei studieren wir verschiedene Filmgenres (vom Hollywoodkatastrophenfilm über den Kunst- und Experimentalfilm, Sensory Ethnography und Vierten (indigenen) Film) und arbeiten auch eine kulturwissenschaftliche und gesellschaftliche Dimension des Begriffes Anthropozän in einem weiten Rahmen von Klimagerechtigkeit heraus. Dieser ist beispielsweise stark mit postkolonialen Debatten verschränkt und schlägt sich in Alternativbegriffen wie Chthulucene (Donna Haraway), Capitalocene (Jason Moore) oder Extractivism (Sandro Mezzadra und Brett Neilson) nieder.
Film, Literatur, Performance, installative und zunehmend auch Klangkunst verhandeln diese Entwicklungen. Künstler_innen und Wissenschaftler_innen gehen dabei neue Kollaborationen ein, insbesondere in Bezug auf die multidisziplinäre Erforschung von Ökologien. Film wird zunehmend als zentraler Akteur im Anthropozändiskurs verstanden, indem neue Sensibilitäten für und Zugangsweisen zur Welt verhandelt werden, Wissen anders aufgenommen und filmisch befragt wird. Dabei ist es nicht mehr nur das Wissen, sondern die Erfahrung des Verknüpftheitseins mit anderen Ökologien, die für eine klimagerechte Handlungsfähigkeit fehlt und die Film möglicherweise mit-erfinden kann.
Wichtiger Hinweis: Diese Lehrveranstaltung wird als Onlineformat mit niedrigschwelligen und flexiblen Angeboten stattfinden. Dazu werden kleine Arbeitspakete, Schreibübungen und Feedback kombiniert. Diese werden alleine und in einer Gruppe bearbeitet. Es werden Kleingruppen gebildet, die online Kontakt miteinander und mit mir halten. Das Material wird digital zur Verfügung gestellt. Ich werde Sie dazu pünktlich zur ersten geplanten Sitzung per email kontaktieren und auch zwischendurch auf dem Laufenden halten. Ich werde Ihre mitunter schwierige Situation berücksichtigen und wir werden individuelle Lösungen finden. Es ist wie gewohnt möglich die Lehrveranstaltung mit den Arbeitspaketen als Prüfungsleistung abzuschließen.Für Fragen kontaktieren Sie mich bitte unter julia.bee@fu-berlin.de.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung