Abgesagt 14814 Einführung

SoSe 20: Synkretismus: Verschmelzung von Göttern und Kulten in der griechisch-römischen Antike

Emrys Bell-Schlatter

Kommentar

Auf einer ca. 134 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Hadrian geprägten Münze aus Alexandrien erscheint im Profil ein bärtiger Gott, der sich anhand seines charakteristischen Attributs – eines Kalathos (Getreidekorb) auf seinem Kopf – als Serapis identifizieren läßt, die ägyptisch-griechische Gottheit, die seit dem ersten makedonischen Herrscher Ägyptens die Stadt schützt. Doch so einfach ist die Deutung dieser Münzdarstellung nicht: Den göttlichen Kopf umgeben Sonnenstrahlen, die seit jeher den griechischen Sonnengott Helios kennzeichnen; über seiner Schulter steht ein Dreizack, der auf den Meeresgott Poseidon verweist; vor seiner Brust liegt ein mit Unterweltsgottheiten oder dem „Schutzgeist“ Agathodaimon assoziiertes Füllhorn; um seine Schläfe winden sich schließlich Widderhörner, die seit Jahrhunderten der Gott Zeus-Ammon – selbst ein über 700 Jahre früher durch Kulturkontakt zwischen Griechen und Ägyptern entstandenes Amalgam – trägt. Dieser Serapis–Zeus–Ammon–Helios–Poseidon–Agathosdaimon veranschaulicht in besonders frappanter Weise die Verschmelzungen, Mischungen und ohnehin flüssigen Strukturen, die (nicht nur) die antike griechisch-römische Religion auf sämtlichen Ebenen prägen und häufig mit dem nicht unstrittigen Begriff des Synkretismus bezeichnet werden. In diesem Seminar untersuchen wir – nach einer theoretischen und begriffsgeschichtlichen Auseinandersetzung mit dem Synkretismuskonzept – sowohl kulturinterne Formen religiöser „Mischung“ und Transformation in den Bereichen von Gottesvorstellungen und Kult als auch den verschiedenartigen Umgang mit fremden Göttern und Kulten in der griechisch-römischen Antike. Die gründliche Vorbereitung und religionshistorische Analyse antiker Texte, bildlicher Darstellungen und ergänzender Forschungsliteratur steht im Zentrum des Seminars; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt Schließen

Literaturhinweise

U. BERNER u.a. (2004): Synkretismus, in: H. D. Betz u.a. (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl. Tübingen, Bd. 7. / R. HÄUSSLER: Interpretatio Indigena: Re-Inventing Local Cults in a Global World, Mediterraneo Antico 15(1–2), 2012, 143–174. / R. PARKER (2017): Greek Gods Abroad: Names, Natures, and Transformations, Oakland. / J. WALLENSTEIN: Dedications to Double Deities: Syncretism or Simply Syntax?, Kernos 27, 2014, 159–176. Schließen

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