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SoSe 20: Verführung und Prosa der Moderne

Agnieszka Hudzik

Hinweise für Studierende

Die erste Seminarsitzung findet in der zweiten Semesterwoche am 21.04.2020 statt.

Kommentar

Das Seminar widmet sich dem Phänomen der Prosa der Moderne. Was ist das Besondere an ihr etwa im Vergleich zu anderen literarischen Epochen? Das moderne Zeitalter verbindet man häufig mit der raschen Entwicklung der Wissenschaft und Technik sowie mit der damit zusammenhängenden Ökonomisierung und Rationalisierung aller Lebensbereiche. Die modernen Prosawerke scheinen die Welt alles andere als rational zu erklären. Stattdessen führen sie eher mit ihrer Leserschaft ein verführerisches Spiel aus Rätselhaftigkeit und Ambivalenz. Wie kommt es dazu, dass die Verführung in diesen Texten anstelle der Ratio auftritt? Warum muss man – wie manche behaupten – mit der Dekonstruktion der Verführungskraft der literarischen Sprache beginnen, um Moderne zu verstehen (Fredric Jameson)? Das Seminar besteht aus zwei thematischen Blöcken. Zum einen schauen wir uns die Kategorie der Verführung im interdisziplinären Kontext an. Sie ist vor allem dank Kierkegaard in der Ästhetik fest verankert und taucht in verschiedenen Disziplinen auf: in der Soziologie (z.B. bei Barthes und Baudrillard), in der Psychoanalyse (Laplanche), in poststrukturalistischen Theorien (Derrida) und – nicht zuletzt – in der Literaturwissenschaft (Felman und de Man). Zum anderen lesen wir auszugsweise ausgewählte Primärtexte unter dem Gesichtspunkt der Verführung, u.a. von Hermann Broch, Witold Gombrowicz, James Joyce, Robert Musil, Franz Kafka, Bruno Schulz und Stanislaw Ignacy Witkiewicz alias Witkacy. Bei der Lektüre der modernen Prosa werden wir dem nachgehen, was Gombrowicz in einem seiner Romane als „die wie im Traum verschleierte Stellen“ beschreibt, „die wir begehren und nicht enträtseln können, und wir kreisen um sie herum mit stummem Schrei in einer alles verschlingenden Sehnsucht, einer zerreißenden, beglückenden, entzückten…“ Schließen