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SoSe 20: Nominalmorphologie syn- und diachron

Mirjam Schmuck

Kommentar

Die Nominalmorphologie umfasst die Flexion von Substantiven, Adjektiven, Pronomen und Artikeln. Im Seminar konzentrieren wir uns auf die Substantiv- und Adjektivflexion. Mit ca. neun Pluralisierungsverfahren und noch mehr Flexionsklassen und drei Genera ist die deutsche Nominalflexion im Vergleich zum Englischen und Niederländischen hoch komplex und verletzt sämtliche sog. Natürlichkeitsprinzipien. Auch leistet sich das Deutsche mit den schwachen Maskulina eine Flexionsklasse speziell für belebte (mask.) Nomina (ich sehe den Löwen vs. den Baum). Vergleichsweise komplex ist auch die Adjektivflexion, wo (anders als im Englischen und Niederländischen) starke und schwache Flexion erhalten sind. Eine Sondergrammatik hat sich dagegen für Eigennamen etabliert, die Sparflexion betreiben und nur einheitliches Plural-s (die Kochs vs. die Köche) kennen. Auch gelten für Eigennamen besondere Genuszuweisungsregeln (der Adler vs. das Adler [Bier]). Viele aktuelle Zweifelsfälle betreffen die Nominalmorphologie (heißt es die Wagen oder die Wägen; viele Worte oder viele Wörter? des Bärs oder des Bären? aus gutem ökologischem Anbau oder aus gutem ökologischen Anbau? des Irans oder des Iran?). Konkrete Themen im Seminar sind u.a.: Genuszuweisungsregeln im Normalwortschatz und bei Eigennamen; aktuelle Schwankungsfälle bei der Plural- und Kasusflexion und ihre theoretische (bzw. diachrone) Fundierung: Ausbreitung des Umlautplurals (Wagen/Wägen), semantische Differenzierung bei Pluraldubletten (Worte/Wörter), Pluralbildung bei Fremdwörtern, Stamm- vs. Grundformflexion (Mensen/Mensas), Wortkörperschonung durch den s-Plural (Eigennamen, Fremd-/Kurzwörter), aktuelle Schwankungen im Genitiv durch den Abbau der Kasusmorphologie, Relevanz von Belebtheit in der Grammatik: die Klasse der schwachen Maskulina, Tendenzen beim Gebrauch der starken vs. schwachen Adjektivflexion. Schließen