SoSe 20: Das gezeichnete Ich. Annäherungen an Graphic Memoirs
N. N.
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Graphic Memoirs sind Comics, in denen die Autor*innen und Zeichner*innen Geschichten ihres Lebens erzählen und zeichnen. Das autobiografische Erzählen in Comicform kann in vielfacher Hinsicht interessant erscheinen: Wer oder was ist das ‚autobiografische Ich‘, das von sich erzählt und sich darin gleichsam selbst herstellt und zur Anschauung bringt? Wie wird Erinnerung und Erinnern in den ästhetischen Erfahrungen dieser Werke jenseits eines repräsentationalen Denkens gestaltet? Oder auch: Was sind das für Körper, die in diesen Werken zu sehen sind und die sich Panel für Panel transformieren und im Akt des Zeichnens erst erschaffen werden müssen, sowohl als Bild als auch als Selbst-Bild?
Ziel des Hauptseminars ist es, anhand intensiver Betrachtungen ausgewählter Werke, Fragen wie diesen nachzugehen. Am Ende dieses Textes finden Sie vorgeschlagene Primärliteratur, über die es vorab und in der Einführungssitzung auch Möglichkeiten zur Mitbestimmung geben soll. Konzipiert ist die Veranstaltung außerdem als Einführung in die Comicforschung. Für die Teilnahme wird ein Interesse und die Bereitschaft vorausgesetzt, sich mit diesem (gegebenenfalls neuen) Medium intensiv auseinanderzusetzen. Dazu gehört die eigenständige und gründliche Lektüre der Primär- und Sekundärliteratur. Nicht vorausgesetzt werden Vorkenntnisse im Umgang mit Comics oder deren Geschichte, Theorie und Analyse.
Als Filmwissenschaftler*innen werden Ihnen viele Aspekte im Umgang mit Comics bekannt vorkommen: Auch hier geht es um Bilder (und Texte), die in Sequenzen montiert sind und sich beim Betrachten in zeitliche und räumliche Erfahrungen entfalten. Ständig begleitet wird das Seminar daher von einem Austausch zwischen Comicforschung und Filmwissenschaft: Welche filmtheoretischen und -analytischen Ideen aus Ihrem bisherigen Studium lassen sich für den Comic fruchtbar machen? Was macht der Comic gänzlich anders? Und wo hilft er gar dabei, Film anders zu denken?
Mögliche Gegenstände, u. a.:
Alison Bechdel, Fun Home: A Family Tragicomic, Boston 2007.
Marjane Satrapi, Persepolis, London 2008.
Riad Sattouf, Der ARABER von morgen. Eine Kindheit im Nahen Osten (1978-1984). Aus dem Französischen von Andreas Platthaus, München 2015 [2014].
David Small, Stitches: A Memoir, New York 2009.
Art Spiegelmann, Maus: A Survivor's Tale, London 1991.
Craig Thompson, Blankets: A Graphic Novel, Montréal 2015 [2003].
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