Cancelled
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Undergraduate Course
SoSe 20: Cosmopolitans among themselves: Harry Graf Kessler, Julius Meyer-Graefe and Henry van de Velde - cultural transfer around 1900 in the mirror of famous actors
Ingeborg Becker
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Das Seminar wird auf das WS 2020/21 verschoben.
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Harry Graf Kessler, 1868 als Sohn eines äußerst vermögenden deutschen Bankiers und einer irischen Baroness in Paris geboren, wächst in Frankreich, England und Deutschland auf. Die Familie wird 1879 durch Kaiser Wilhelm I. geadelt. Kessler studiert Jura in Bonn, leistet seine Militärzeit in Potsdam und verlegt, nach Reisen und Weltreisen, seinen Lebensmittelpunkt gegen Mitte der 1890er Jahre zunehmend nach Berlin. Sein Domizil dort wird zum Zentrum von Personen aus Gesellschaft, Politik und Kunst. Ab 1933 lebt Kessler im selbstgewählten Exil und stirbt 1937 in Frankreich.
1897 erfolgt durch die Vermittlung des Kunstkritikers Julius Meier-Graefe die Bekanntschaft mit dem belgischen Jugendstil-Künstler Henry van de Velde; Kessler, der sich von dem Künstler begeistert zeigt und geradezu enthusiasmiert ist, vermittelt ihm Aufträge in Deutschland und betreibt 1900 seine Übersiedlung nach Berlin. Beständiger Kontakt Kesslers auch zu vielen Künstlern und Intellektuellen wie Hugo von Tschudi, Walther Rathenau, Julius Meier-Graefe, Auguste Rodin, Aristide Maillol, Edward Gordon Craig, Edvard Munch. Fast 50 Jahre führt Harry Graf Kessler Tagebuch, ein einzigartiges Dokument der Zeitgeschichte, das durch die Edition des
Literaturarchivs Marbach publik gemacht wurde.
Julius Meier-Graefe (1867-1935) lebt ab 1892 in Berlin. Er versucht sich zunächst als Schriftsteller und wechselt dann zur Kunstkritik und Kunstschriftstellerei. Als einer der ersten, der für den Norweger Edvard Munch publizistisch Partei ergreift, lanciert er später maßgeblich die französischen Impressionisten. Ebenso wie Kessler ist Meier-Graefe ein unruhiger, ewig Suchender, seine Tätigkeitsfelder beschränken sich nicht nur auf die Malerei sondern er wird auch zum Promoter der neuen dekorativen Kunst um 1900. Um 1895 entdeckt er den belgischen Jugendstil-Künstler Henry van de Velde, den er durch eine außerordentliche mediale Unterstützung international bekannt macht. In den Diskurs über die neue Kunst spielt auch zunehmend eine
ökonomisch-wirtschaftliche Komponente mit hinein, ebenso eine neuartige Auffassung von Kunsthandel und Unternehmensstrategien.
Ab 1930 lebt Julius Meier-Graefe in Sanary/Südfrankreich, 1935 stirbt er in Vevey/Schweiz. Henry van de Velde, 1863 in Antwerpen geboren, beginnt als neo-impressionistischer Maler, ab 1892 wendet er sich auf Grund einer persönlichen Sinnkrise und unter dem Einfluss des englischen Sozialreformers und Künstlers William Morris der angewandten Kunst und der Architektur zu. In Deutschland findet er zunächst ein Publikum, das ihn besonders verehrt und mit zahlreichen großen
Aufträgen bedenkt. Ab 1902 lebt und arbeitet er in Weimar und schafft dort die Vorläufer-Institution der Kunstschule „Bauhaus“. Sein Lebensweg führt ihn nach 1919 durch viele Staaten Europas, 1957, mit 94 Jahren, stirbt er in Zürich.
Kessler, van de Velde und Meier-Graefe stehen in engem wechselseitigen Kontakt. An diesen drei Persönlichkeiten zeigt sich exemplarisch die Umbruchsituation eines neuen, unruhigen Jahrhunderts und einer Kunst, die paradigmatisch die Spannungsfelder und das Konfliktpotential der Moderne widerspiegelt.
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