15322 Seminar

SoSe 20: Das Verhältnis von Politik und Moral im Denken der vertragstheoretischen Klassiker

Timo Pongrac

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Die erste Sitzung findet als Webex-Meeting statt am Do., 28.05.2020, 12-14 Uhr. Voraussetzung der Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung per Mail an t.pongrac@fu-berlin.de bis zum 27.05.2020. Diese Anmeldemail muss unbedingt vom primären ZEDAT-Webmail-Account geschickt werden. close

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Vertragstheorien sind normative Theorien, die vor dem Hintergrund einer nicht länger selbstverständlichen Sittlichkeit die Frage zu beantworten suchen, wie menschliches Zusammenleben idealerweise politisch organisiert und institutionalisiert werden sollte. Im Seminar untersuchen wir die Klassiker dieser Spielart des politikphilosophischen Denkens (Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau) insbesondere darauf hin, wie in ihren Ansätzen das Verhältnis von Politik und Moral jeweils konzipiert wird. Für Thomas Hobbes stellt sich Moral vornehmlich als Anlass und als ein zu bewältigendes Problem der Politik dar, weil ihm kaum etwas anderes konfliktträchtiger und friedensgefährdender erscheint als moralische Meinungsverschiedenheiten. John Locke sucht Moral dagegen als Grenze von Politik in Stellung zu bringen, da ihm umgekehrt zügellose Machtpolitik als größte Gefahr des sozialen Friedens gilt. Jean-Jacques Rousseau schließlich thematisiert Moral als Voraussetzung von Politik, weil das von ihm favorisierte Gemeinwesen tugendhafte Einstellungen und Handlungsbereitschaften auf Seiten seiner Bürger*innen erfordert. Die Frage nach dem Verhältnis von Politik und Moral führt mithin ins argumentative Zentrum der im Seminar behandelten Theorien und bietet sich als ein geeigneter Vergleichsmaßstab an, der ein vertieftes Verständnis der untersuchten Autoren ermöglicht. Neben deren genuin vertragstheoretischen Überlegungen sollen auch ihre moralphilosophischen, gesellschaftstheoretischen, psychologischen, pädagogischen und epistemologischen Auffassungen Berücksichtigung finden. Dabei werden uns Fragen beschäftigen wie: Gibt es universale Grundprinzipien der Moral und entsprechende Möglichkeiten ihrer Begründung? Oder ist stattdessen mit einer irreduziblen Pluralität moralischer Vorstellungen zu rechnen? Was sind die Konsequenzen für das Verhältnis von Politik und Moral, die sich aus dem Befürworten der einen oder der anderen Position ergeben könnten? Sollte es ein Recht auf oder gar eine Pflicht zum Widerstand geben? Sind soziale Konflikte immer schon moralisch imprägniert und aufgeladen oder existieren auch rein materielle Interessenkonflikte? Warum sollen Menschen überhaupt moralisch sein – und warum wollen sie es? Es ist angedacht, das Seminar in einer Mischform aus synchroner und asynchroner Lehre durchzuführen. Es wird drei thematische Blöcke geben, deren Inhalte sich die Studierenden in Form eines angeleiteten Selbststudiums aneignen sollen. Dazu werden Seminartexte mit Leitfragen, PowerPoint-Präsentationen und Videoaufzeichnungen sowie optionale Sekundärtexte vom Dozenten auf dem Blackboard zur Verfügung gestellt. Nach jedem Block wird eine gemeinsame Webex-Sitzung stattfinden und das Erarbeitete besprochen und diskutiert. close

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