Cancelled
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Graduate Course
SoSe 20: "Golden Age" art and colonial politics in England and in the Netherlands
Karin Gludovatz
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Ausgehend von der aktuellen Debatte um die im 19. Jahrhundert vorgenommene Klassifizierung des 17. Jahrhunderts als ‚Goldenes Zeitalter‘ fragt das Seminar nach der Verflechtung von Kunst und Kolonialismus in der visuellen Kultur der Niederlande. 1621 erhielt die West-Indische Compagnie (WIC) durch die junge Republik das Handelsmonopol für Westafrika und Amerika verliehen. Auf der Basis dieses Privilegs erfolgte ab 1624 die Gründung von Niederlassungen in Nordamerika (Nieuw Nederland). Mitte der 1620er Jahre richteten sich die Expansionsbestrebungen der WIC überdies auf die südliche Hälfte des Kontinents, genauer auf das von den Portugiesen kolonisierte Gebiet des heutigen Brasiliens. Für nur wenige Jahre und im Schatten beständiger Konflikte (Niederländisch-Portugiesischer Krieg) eigneten sich die Niederlande ein Gebiet im Nordosten des Landes an, wobei der größte Erfolg in der Eroberung der Provinz Pernambuco lag (1630). Das Seminar fokussiert auf den sieben Jahre währenden Aufenthalt von Johan Maurits van Nassau-Siegen als General-Gouverneur (1636-1643), der sich durch militärische und wirtschaftliche Unternehmungen zu profilieren suchte, wie etwa die Gründung der niederländisch-brasilianischen Hauptstadt Mauritsstad (Recife), die Befestigung des Gebiets, die Etablierung des Sklavenhandels und die Förderung des Zuckerrohranbaus. Johan Maurits gerierte sich in der Kolonie überdies als Förderer der Künste und Wissenschaften und versammelte niederländische Künstler und Gelehrte um sich, um die Beschaffenheit des Landes, seine Fauna und Flora bzw. die Kultur der Bevölkerung zu ergründen und zu dokumentieren. Die Künstler und Forscher im Gefolge von Johan Maurits generierten und sammelten in diesen Jahren großes Wissen über das Land und seine Bevölkerung – einerseits aus der Nähe von Ortsansässigen und andererseits aus der Distanz von Angehörigen der Kolonialmacht. Das Seminar widmet sich dieser Produktion, v.a. in ihren vielfältigen visualisierten Formen und diskutiert sie in Hinblick auf den historischen Kontext wie vor dem Hintergrund aktueller postkolonialer Theorien. So gilt es, sich mit den veränderten Wahrnehmungsbedingungen im Zuge von Mobilität, mit der Konstruktion von Identität und Alterität im Prozess der Kolonialisierung oder auch mit Modi der Aneignung und Hybridisierung zu befassen. Nicht zuletzt sollen konkrete monoperspektivische Zuschreibungen, wie etwa die des ‚Goldenen Zeitalters‘, mit denen gerade auch die Disziplin der Kunstgeschichte gerne operiert, hinterfragt werden. close
Suggested reading
Literatur (Auswahl): Caspar Barlaeus, Brasilianische Geschichte. Bey achtjähriger in selbigen Landen geführeter Regierung Seiner Fürstlichen Gnaden Herrn Johann Moritz Fürsten zu Nassau, erstlich in Latein durch Casparem Barlaeum beschrieben [lat. 1647], Kleve 1659; Charles R. Boxer, The Dutch in Brasil 1624-1654, Oxford 1957; Ernst van den Boogaart (Hg.), Johan Maurits van Nassau-Siegen 1604-1679. A humanist prince in Europe and Brazil, Den Haag 1979; Soweit der Erdkreis reicht. Johann Moritz von Nassau-Siegen 1604-1679, Kat.-Ausst. Kleve 1979, Kleve 1979; Peter J. Whitehead, Martin Boeseman, A portrait of Dutch 17th century Brazil. Animals, plants and people by the Artists of Johan Maurits of Nassau, Amsterdam 1989; Brasilien. Entdeckung und Selbstentdeckung, hrsg. v. Guido Magnaguagno, Kat.-Ausst. Zürich 1992, Bern 1992; Rachel Doggett (Hg.), New world of wonders. European images of the Americas 1492-1700, Washington 1992; Piet C. Emmer, The Dutch and the Atlantic Economy, 1580-1880. Trade, slavery and emancipation, Aldershot 1998; Stephen Greenblatt, Wunderbare Besitztümer. Die Erfindung des Fremden. Reisende und Entdecker, Berlin 1998; Friedrich Edelmayer (Hg.), Die Neue Welt. Süd- und Nordamerika in ihrer kolonialen Epoche, Wien 2001; Kerstin Gernig (Hg.), Fremde Körper. Zur Konstruktion des Anderen in europäischen Diskursen, Berlin 2001; Elly de Vries (Hg.), Albert Eckhout returns to Brazil 1644-2002, Sao Paulo-Kopenhagen 2002; Susanna Burghartz (Hg.), Berichten, Erzählen, Beherrschen. Wahrnehmung und Repräsentation in der frühen Kolonialgeschichte Europas (= Zeitsprünge, Bd. 7, Heft 2/3), Frankfurt/Main 2003; Hugo Grotius, The Free Sea [Mare Liberum, 1609], hrsg. v. David Armitage, Indianapolis 2004; Elke Bujok, Neue Welten in europäischen Sammlungen. Africana und Americana in Kunstkammern bis 1670, Berlin 2004; Aufbruch in Neue Welten. Johann Moritz von Nassau-Siegen, der Brasilianer (1604-1679), hrsg. v. Gerhard Brunn, Kat.-Ausst. Siegen, Siegen 2004; Ethnizität und Geschlecht. (Post-)Koloniale Verhandlungen in Geschichte, Kunst und Medien, Köln 2005; Gerhard Brunn, Cornelius Neutsch (Hg.), Sein Feld war die Welt. Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679). Von Siegen über die Niederlande und Brasilien nach Brandenburg, Münster 2008; Denise Daum, Albert Eckhouts „gemalte Kolonie“. Bild- und Wissensproduktion über Niederländisch-Brasilien um 1640, Marburg 2009; Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Ästhetik der Differenz. Postkoloniale Perspektiven vom 16. bis 21. Jahrhundert, Marburg 2010. close
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